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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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hindurch liegen, seine weißen Felder tragen in Verbindung mit kleinen blauen Seen viel 
zur Schönheit der Gegend bei. 
Außer den bereits erwähnten sehen wir noch eine große Anzahl von Gipfeln und 
Ketten, die einem sturmbewegten Meere ähnlich sind. Auf der ungarischen Seite lenkt der 
imposante Pietros unsere Aufmerksamkeit auf sich, und im Südosten erblicken wir in weiter 
Ferne die Umrisse eines noch mächtigeren Gebirges: der Rodnaer Alpen. Daß auch die 
nördliche Aussicht auf die Vorberge, auf die pokutische Ebene bis nach Stanislau hinaus 
und auf Podolien großartig ist, braucht wohl keine besondere Erwähnung. 
Wir wählen einen anderen Weg zu unserer Rückreise, längs des Pruthflusses, um 
die durch reizende Gegend führende Bahn Stanislau-Woronienka kennen zu lernen. 
Unser Weg führt uns durch einen Riesenurwald. Früh morgens haben wir das Quellen 
amphitheater verlassen, unsere Pferdchen schreiten, soweit es der holperige Pfad erlaubt, 
rüstig vorwärts und doch vergeht beinahe ein ganzer Tag, bis wir bei der Ortschaft 
Woro chta den Wald verlassen. Stundenlang gehen wir in dem Halbdunkel an Riesentannen, 
deren üppige Äste kaum den blauen Himmel durchschimmern lassen, vorüber; stundenlang 
umgibt uns ein Dickicht, das an die nordamerikanischen Urwälder erinnert. 
So sind wir in der Station Worochta aus der Wildniß in die Cultur, an die Bahn 
linie angelangt. In südlicher Richtung windet sich die Bahn über Brücken und Viaducte 
steil hinauf und überschreitet in der Höhe von 836 Metern den Grenzkamm durch einen 
1216Meter langen Tunnel. Wir dampfen jedoch gegenNorden längs des Pruthflusses dahin. 
In dem engen bewaldeten Thale braust unserZug über Tartaröw nach dem kleinen Gebirgs- 
örtchen Mikuliczyn. Zwischen dem letzteren und der nächstfolgenden Station Dora- 
Jaremcze befindet sich unstreitig der Glanzpunkt der ganzen Linie. Wir passiren einen 
224 Meter langen Tunnel und befinden uns im Gebiete des massigen Jamnasandsteines, der 
hier seine typischeste Entwicklung erreicht und seinen Namen nach der Ortschaft Jamna erhielt. 
Ein ganzes Meer von größeren und kleineren Felsblöcken bedeckt die Gehänge wie eine in 
stürmischer Bewegung aufgchaltcne Lawine. Die grauen Felscolosse über unseren Häuptern 
drohen jeden Augenblick uns zu zermalmen, der schöne Fluß zu unseren Füßen schäumt in 
Stromschnellen zwischen den grünlichen moosbedeckten Blöcken. Noch ein Tunnel und wir 
bewundern den Schleierfall des Kapliwiec, der von einer senkrechten Wand herunterstürzt. 
Vvr der Station Dora-Jaremcze nehmen vor Allem zwei Objecte unsere Auf 
merksamkeit in Anspruch: der Wasserfall des Pruth und ein Gebilde der Menschenhand, die 
Prnthbrücke, die ihresgleichen in der Welt sucht: ein einziger, 28 Meter hoher und 
65 Meter breiter Bogen, der die beiden Flußufer verbindet. Hinter der Station Delatyn 
gelangen wir in die Vorberge und bald darauf in das Thal der Schwarzen Bystrzyca bei 
Stanislau, womit unsere interessante Excursion ihr Ende erreicht.
	        
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