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Es ist unmöglich, hier alle die Erfindungen und Verbesserungen
namentlich aufzuzählen, welche die österreichischen Clavier-Macher
seit Beginn des Jahrhunderts mit bleibendem oder vorübergehendem
Erfolg gemacht haben. Wir übergehen die (1824 patentirten) gebo
genen und kreisförmigen Clavier-Tasten von G. Staufer und Haidinger;
Mathias Müller’s „Dittanaklasis“ (Doppel-Clavier) 1801, das unver-
stimmbare „Adiaphonon“ von Franz Schuster (1821), das „Sirenion“
Promberger’s, „Appoliricon“ von Fr. Weiss (1824) u. s. w. Ungleich
wichtiger ist das Verdienst von Martin Seuffert, welcher (1804) das
aufrechtstehende Fortepiano (Pianino) so sehr verbesserte, dass es
von nun an allgemeine Aufnahme fand.
Patente auf Verbesserungen am Besonanz - Boden erhielten
Brodmaim (1825), Promberger, Jacob Gail (1822), welcher den Beso-
nanz-Boden über den Saiten anbrachte, Fried und Janssen (1824)
auf doppelte Besonanz-Böden. Mehr Aufsehen machte Hoxa in Wien,
der 1835 „doppelte Besonanz-Böden“ ausstellte und 1839 dieHaupt-
theile seiner Claviere (Corpus, Stimmstock, Anhängleiste und Ver
spreizung) im Ganzen aus Gusseisen herstellte. Josef Bies in Wien
(Bruder des Componisten Ferdinand Bies) excellirte in Tafel-Clavieren,
an deren Construction er verschiedene Verbesserungen anbrachte,
z. B. die Saiten unter den Stimmstock und Besonanz-Boden legte.
Ln den letzten 10 Jahren hat die österreichische Clavier-Fabri-
cation abermals bedeutende Fortschritte gemacht, die Weltaus
stellungen in London (1862) und Paris (1867) hatten äusserst
gelungene Arbeiten von Wiener Piano-Fabrikanten aufzuweisen. Mit
neuen Verbesserungen sind namentlich die Hof-Claviermacher J. B.
Streicher und Friedrich Ehrbar bei den genannten Weltausstellungen
hervorgetreten. Durch den von Streicher erfundenen „Hammerstuhl
zum Aufschlagen“ kann auch der Hammerstuhl von der Claviatur
getrennt und ganz bei Seite gelegt werden, was das Auseinander-
nehmen des Mechanismus sehr erleichtert. Als ein erfinderischer
und wissenschaftlich gebildeter Kopf bewährte sich Streicher auch
durch seine in London ausgestellte „Saitenwage“, zur verlässlichen
und bequemen Prüfung der Spann- und Trag-Kraft der Clavier-Saiten.
Auf der Londoner Ausstellung 1867 machte Ehrbar’s neue Besonanz-