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Bezüglich der Porzellanplättchen steht das Vor
handensein eines über den nächsten Bedarf hinaus
reichenden Vorrates außer Zweifel, was nament
lich der Porzellanschmuck der erst um 1780 ent
standenen Wanduhr beweist.
Der Umstand, daß das Zimmer nicht nur im
Laufe der Zeit in den Besitz verschiedener
Familien überging, sondern auch seinen Standort
wechselte, wobei einschneidende Veränderungen
unvermeidlich waren, läßt der Vermutung freien
Spielraum, chronologische und konstruktive Un
gereimtheiten mit diesen Tatsachen in Verbindung
zu bringen. Entscheidende Aufklärungen können
jedoch nur archivalische Funde geben, wie sie
vielleicht der Zukunft Vorbehalten sind.
Wenn wir aber sowohl beim Porzellan wie
bei den geschnitzten und vergoldeten Bestandteilen
des Zimmers mehr oder minder auffällige stilisti
sche Verschiedenheiten feststellen konnten, so
stören sie doch keineswegs den Gesamteindruck,
sondern wir haben vielmehr ein künstlerisch geschlossenes Ganzes von aus
gesuchter Pracht vor uns, das unser Entzücken um so mehr hervorzurufen
geeignet ist, als die Erhaltung aller Einzelheiten eine auffallende Frische, ja
man könnte fast sagen Unberührtheit, aufweist. Nicht mehr der schwere,
massige Prunk der Barockzeit, sondern bereits die leichtere, phantasievolle
Beweglichkeit der Übergangsformen zum Rokoko beherrschen die Gesamt
heit der Erscheinung. Rahmenwerk an Stelle architektonischer Pilaster
formen und eine hellere, freudigere Farbengebung,
bedingt durch das weiße Porzellan, ein Ton von
Anmut an Stelle der Würde, ein Anflug von Be
quemlichkeit, namentlich bei den Sitzmöbeln, an
Stelle der Steifheit rufen fast schon ein Empfinden
von Behaglichkeit hervor. Es ist die auf deutschen
Boden übertragene künstlerische Ausdrucksweise,
die man in Frankreich als Stil der Regence be
zeichnet. Noch siegt die Symmetrie über das Un
symmetrische, aber die starke Hinneigung zur
Chinoiserie, die in den Porzellanen zum Ausdruck
kommt, verbunden mit dem naturalistischen
Blumenschmuck, der hier auftritt, beweisen bereits
jenes Zurückweichen vor dem architektonischen
Zwange, dem das vollendete Rokoko rückhalts
losen Ausdruck verleiht und dem erst die fol
gende Periode mit Nachdruck Einhalt gebietet.
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Abb. 46. Porzellanplättchen mit ver
goldeter Umrahmung, aus der Holz
verkleidung des Porzellanzimmers
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Abb. 45. Porzellanplättchen mit ver
goldeter Umrahmung, aus der Holz
verkleidung des Porzellanzimmers