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gegeben. Die Säulen, deren 32 in beiden Geschossen, mussten aus con-
structiven Gründen aus dem tragfähigsten Materiale gefertigt werden,
welches zu gewinnen war. Sie sind Monolithe aus Mauthausener Granit.
Die Eckpfeiler sind aus Wollersdorfer Stein. Alles Uebrige, also die Basen,
Capitäle, Bogenstücke, Gesimse, Baluster etc. sind Untersberger Marmor.
Die sämmtlichen Stufen bestehen aus Wollersdorfer Stein, das Stiegen
geländer aus Untersberger Marmor. Alle Räume des Gebäudes, mit Aus
nahme von Wohnungen und Kanzleien, einschliesslich aber des Vestibüles,
des Arkadenhofes und der Stiege, sind durch Luftheizung zu erwärmen,
deren Einrichtung von dem Civil-Ingenieur Herrn Stach entworfen und
ausgeführt wurde.
Die Grösse und Bestimmung der Räume forderten zu einer wirk
samen Decoration derselben auf, die auch angestrebt und durchgeführt
wurde, soweit es Ökonomische Rücksichten und die kurz bemessene
Bauzeit irgend zuliessen. Die Art und Weise dieser Decorirung, die
hierauf verwendeten Mittel, tragen durchaus den Charakter der Solidität
und einer dem Zwecke des Gebäudes entsprechenden Würde. Ihre Aus
führung ist höchst solid. Die Decken der wichtigsten Räume sind plastisch
in Stuck, in allen Räumen mit Malerei, in einigen überdies mit Ver
goldung auegeführt.
In hervorragender Weise mit künstlerischem Schmucke bedacht
wurde das Stiegenhaus, dessen Spiegelgewölbe in Frescomalerei von
Prof. Ferdinand Laufberger die dem Meere entsteigende Göttin der
Schönheit umgeben von den Gestalten der Achitektur, der Malerei, der
Sculptur und des Kunsthandwerks zeigt, — und die beiden Ober
lichtsäle. Der Plafond des rechten Saales ist mit Reliefs von C. Mel-
nitzky, die verschiedenen Techniken darstellend, geziert, der linke erhält
am Fries Medaillons von Prof. Eisenmenger: an den Querseiten die
Schönheit, die Wirklichkeit (diese beiden Medaillons sind vorläufig
ausgeführt, um zu zeigen, in welcher Weise der Künstler seine Aufgabe
erfasst hat), die Poesie und die Wissenschaft, an den Längsseiten die
Epochen der Kunst in Allegorien. Nach diesen beiden Sälen öffnen sich
von der Galerie aus Balcone, deren linker der Kanzel des Brunelleschi in
Florenz nachgebildet ist.
Die Wände in sämmtlichen Ausstellungslocalen sind, da sie ohnedem
grösstentheils verdeckt werden, mit Papiertapeten bekleidet. Im Vestibül
und Hof, sowie an dem Treppenhause, fand der Stucco-Lustro an den
Wänden umfassende Anwendung, im Stiegenhause auch theilweise Stuck
marmor. Der Fussboden im Vestibül und Hof ist in Asphalt-Silico, der
Stiegenruheplatz in Marmormosaik ausgeführt. — Alle anderen Räume
haben eichene Friesböden erhalten.
Die Baumeisterarbeiten wurden von den Herren Ed. Kaiser und