Kronprinz Rudolph "lt
Am 7. d. M. Abends vor Beginn der Vorlesung widmete
der Director des Oesterreich. Nluseums, Hofrath v. Falke,
dem verblichenen Kronprinzen Erzherzog Rudolph folgende
Worte:
Hocfzgeekrie Versammlung!
Bevor ich diesen Platz dem Redner des Abends überlasse,
der Ihre Gedanken von der Gegenwart hinweg in ferne Länder
und alte Zeiten führen wird, bitte ich mir zu gestatten, dass ich
zuerst dessen gedenke, was uns in diesen Tagen auf das Tiefste
bewegt, was alle Herzen erschüttert hat. Wo begegnen sich
Freunde, wo findet eine Versammlung statt. groß oder klein,
dass nicht der erste Gedanke, das erste Wort dem gehört,
dessen plötzlichen Verlust wir Alle betrauern, ihm, unserem
erlauchten Kronprinzen. Es ist das erste Mal, dass wir uns
hier seit dem Unglückstage wieder versammeln, und so sei
ihm auch das erste, wenn auch kurze, doch aus dem Drange der
Seele kommende Wort gewidmet. Auch wir haben ihn verloren,
auch das Oestcrreichische Museum hat ihn verloren. denn er
war demselben ein Freund, der an allen unseren Bestrebungen,
an unseren Arbeiten den regsten Antheil nahm. Wie oft haben
wir ihn in diesen Räumen gesehen und geleitet und uns an der
Lebhaftigkeit seines Geistes. an der Frische seiner Auffassung,
an der Empfänglichkeit für alles Schöne. an dem warmen und
verstandnissvollen Interesse erfreut, das er allen Dingen der
Kunst entgegenbrachte. War er doch selbst eine Künstlernatur.
zwar nicht mit Meißel und Pinsel, wohl aber mit Rede und
Schrift. Auch darin gibt es Künstler, und er war einer, und ein
seltener. Wie warm, wie reich, wie voll und gerundet Hoss das