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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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Profil, als das griechische Thongefäss besitzt, dessen 
Contour sich meist in einer einzigen fliessenden, unge 
brochenen Linie bewegt. Dazu kommt, dass die Renais 
sanceformen unserem Gebrauche bequemer sind; fast 
unsere wichtigste Form, die des Stengelglases, war dem 
griechischen Gebrauch, der zum Trinken die Schale 
brauchte, fast unbekannt, während die Krystalle und 
die venezianischen Gläser des 16. Jahrhunderts darin 
die mannigfachsten und die reizendsten Bildungen dar 
bieten. So sind auch die Engländer gezwungen ihr 
Stengelglas zu ihren griechischen Flaschen und Kannen 
zu stellen, obwohl sie in seiner Bildung keineswegs 
besonders glücklich sind, denn die Stengel sind in den 
meisten Fällen zu schlank und ohne alle Gliederung, 
so dass die halbkugelige Schale und ihr Träger ausser 
Verhältniss und Verbindung kommen. Wer die engli 
schen Gläser darauf prüft, wird sich leicht davon über 
zeugen. 
Es geschieht daher mit vollem Recht, wenn das 
böhmische Krystallglas sich in erster Linie an die 
Renaissanceformen hält und reichlichen Nutzen aus 
jenen Bergkrystallgefässen der kaiserlichen Schatzkam 
mer zieht, welche ihr durch Vermittlung des öster 
reichischen Museums verfügbar wurden. Mit klarem 
Bewusstsein geschieht das bisher wohl nur von Ludwig 
Lobmeyr (J. und L. Lobmeyr), den wir binnen Kurzem 
als den Regenerator des böhmischen Glases werden 
betrachten müssen, wie Salviati derjenige des venezia 
nischen ist. Mit Vergnügen sehen wir Andere in seine 
Bahnen folgen und die alten, verkehrten Ornamenta-
	        
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