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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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That hat sich eine ästhetische Scheidung zwischen der 
kirchlichen und der weltlichen Kunst vollzogen oder 
ist auf dem Wege sich zu vollziehen. 
Das ist erst in unseren Tagen so gekommen. 
Wenn man den Werken, welche die Kirche und ihre 
Diener schmücken sollen, ein besonderes Erforderniss 
zusprechen will, so kann es nur das einer edlen, ruhi 
gen Einfachheit sein oder das einer würdevollen Pracht. 
Jedes unedel Bunte, bäuerisch Geschmacklose, plump 
Geformte und gleissend Strahlende sollte von der 
Kirche ausgeschlossen sein. Und grade diesen Charakter 
hatten seit dem siebzehnten Jahrhundert alle Arbeiten 
angenommen, welche für den Schmuck und den Dienst 
der Kirche bestimmt waren: die Kelche mit ihrem 
verzopften Ornament, die Monstranzen mit ihren 
Flammen und Strahlen, die Priestergewänder mit ihren 
naturalistischen bunten Blumen auf barock verziertem 
Gold- und Silbergrund, die Altäre mit ihrem schweren 
Säulenbau, ihren steinernen Wolken und derben Engeln. 
Dagegen regte sich nun in der katholischen Geist 
lichkeit selber eine Opposition, noch ehe die Reform 
bestrebungen in der übrigen Kunstindustrie begannen. 
Diese Opposition fühlte das Unwürdige und Profane 
des Bestehenden und richtete im Eiaklang mit den 
archäologischen Forschungen der letzten Jahrzehnte 
ihre Blicke zurück auf das Mittelalter, wo sie aller 
dings angemessene Formen, gesunde und rationelle 
Gedanken, eine würdige Verzierung und eine edle 
und reiche Technik vortand. So weit sie sich hieran 
hielt und innerhalb der Grenzen des Künstlerischen
	        
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