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zum Beispiel von den Schwestern in Döbling, unter
stützt, während auffallender Weise die Gewänder,
welche von den Händen unserer vornehmen Dilettan
tinnen der Kirche gewidmet werden, noch ganz dem
verdorbenen naturalistischen Geschmacke huldigen.
Als Beweis führen wir die Arbeiten im österrei
chischen Frauenpavillon an. Es wird nothwendig sein,
beiläufig bemerkt, dass der Geschmack unserer Damen
sich auf die Höhe der Zeit erhebe. Auch unter den
Fabrikanten von Kirchenstoffen gibt es noch einige,
die dem bisherigen Geschmack anhängen, so Kostner
und Krickl. Jener verwendet Zopf- und Rococo-Orna-
mente mit bunten Blumen in den meisten Fällen noch
in ziemlich gemässigter Art, zuweilen aber auch, so
z. B. bei einem Messgewand mit Reliefstickerei, bis
zur höchsten Höhe der Barockheit. Krickls Ausstel
lung erscheint sehr modern in den Farben und durch
eine unglückliche Decorationsweise verdorben, dadurch
nämlich, dass das Gold immer wieder mit Silber durch
arbeitet ist, was eine gemeine Wirkung macht.
So wie hier in den Geweben und Stickereien, so
schwankt auch der Geschmack im metallenen Kirchen-
geräth, doch ist die Vorhand bereits bei der mittel
alterlichen Richtung. Dies geht auch daraus hervor,
dass die Arbeiten in edlem Metall vorzugsweise und
das um so mehr, je kostbarer sie sind, in gothischem
Stile gehalten werden, während die in Messing oder in
imitirtem Silber noch ganz im Zopf-, Rococo- oder
Jesuitenstil leben. Unter den Fabrikanten, die der
mittelalterlichen Richtung folgen, steht wohl in erster
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