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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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zum Beispiel von den Schwestern in Döbling, unter 
stützt, während auffallender Weise die Gewänder, 
welche von den Händen unserer vornehmen Dilettan 
tinnen der Kirche gewidmet werden, noch ganz dem 
verdorbenen naturalistischen Geschmacke huldigen. 
Als Beweis führen wir die Arbeiten im österrei 
chischen Frauenpavillon an. Es wird nothwendig sein, 
beiläufig bemerkt, dass der Geschmack unserer Damen 
sich auf die Höhe der Zeit erhebe. Auch unter den 
Fabrikanten von Kirchenstoffen gibt es noch einige, 
die dem bisherigen Geschmack anhängen, so Kostner 
und Krickl. Jener verwendet Zopf- und Rococo-Orna- 
mente mit bunten Blumen in den meisten Fällen noch 
in ziemlich gemässigter Art, zuweilen aber auch, so 
z. B. bei einem Messgewand mit Reliefstickerei, bis 
zur höchsten Höhe der Barockheit. Krickls Ausstel 
lung erscheint sehr modern in den Farben und durch 
eine unglückliche Decorationsweise verdorben, dadurch 
nämlich, dass das Gold immer wieder mit Silber durch 
arbeitet ist, was eine gemeine Wirkung macht. 
So wie hier in den Geweben und Stickereien, so 
schwankt auch der Geschmack im metallenen Kirchen- 
geräth, doch ist die Vorhand bereits bei der mittel 
alterlichen Richtung. Dies geht auch daraus hervor, 
dass die Arbeiten in edlem Metall vorzugsweise und 
das um so mehr, je kostbarer sie sind, in gothischem 
Stile gehalten werden, während die in Messing oder in 
imitirtem Silber noch ganz im Zopf-, Rococo- oder 
Jesuitenstil leben. Unter den Fabrikanten, die der 
mittelalterlichen Richtung folgen, steht wohl in erster 
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