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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inftrumente. 
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genannten Firma alsbald ein Renomme, das in den ihr auf nachftehend benannten 
Welt- und Localausftellungen zugedachten Auszeichnungen den öffentlichen Aus 
druck fand. Das feither in Paris gefertigte Harmonium, dem eine gewiffe Vervoll 
kommnung nicht abzufprechen ift, litt an dem fühlbaren Mangel, dafs es jenes 
eigenthümlichen Charakters entbehrte, durch welchen das Inftrument der 
Orgel näher kommen, ja derfelben zur Seite flehen follte , während es im 
Gegentheil durch fein fiifsliches Wefen oft läftig und gar unerträglich wurde. 
Man hatte ferner bis in die jüngfte Zeit häufig zur Verstärkung des Discants das 
Mitklingen der höheren Otftave, bei der Orgel Copula genannt, angeftrebt, 
ohne der Sache viel näher gekommen zu fein, denn der Umfang des zu 5 Odtaven 
berechneten Inftrumentes reducirte fich dadurch auf 4 Odlaven und fomit wurde 
der Effedl in mufikalifcher Beziehung beeinträchtigt. Nach längerem Streben und 
vielfeitig angeftellten Verfuchen ift es den Herren J. & P. Schiedmayer durch 
glückliche Experimente gelungen, dem Harmonium einen weichen und doch 
kräftig klingenden Ton zu verleihen, der, ohne fcharf oder fpitz zu fein, den 
angebrachten Regiftern (Flöte, Clarinette, Oboe, Clairon etc.) vollkommen entfprach. 
Für die Verbefferung wurde ihnen im Jahre 1858 ein Erfindungspatent auf zehn 
Jahre ertheilt, und zwar auf die eigenthümliche Conftnnflion von Zungenwerk 
zeugen in Gufsrahmen für ganze Odtaven und ebenfo auf die veränderte Conftruction 
des Stimmftockes, die Erweiterung der Cancellen (Schallbecher genannt) und 
auf eine indirekte Zuführung der aus den Windbehältern zuftrömenden Luft. 
Die Erzeugung des Tones wurde in Folge diefes Verfahrens eine bei Weitem 
günftigere, ganz befonders aber erhielt der Ton durch die Herftellung der aus 
Gufsmeffmg gefertigten und ganze Odtaven umfaffenden Zungenwerke vermehrte 
Kraft und Fülle und gröfsere Fertigkeit. Dem Verfertiger ift es dadurch an die 
Hand gegeben, den Ton durch geringes oder ftärkeres Abdämpfen oder durch 
Einbiegen der Zungen vollftändig und dem erfbrebten Charakter entfprechend 
auszubilden. 
Nachdem diefes für die Verbreitung des Harmoniums fo wichtige Refultat 
erzielt war, follte einem weiteren Mangel gefteuert werden, der fich fehr fühlbar 
machte. Der Bafs nämlich überbot den Discant, wodurch der zu erzielende Effedt, 
ein deutlicheres Hervortreten der Melodie, häufig verloren ging, felbft wenn die 
Discantpartie mittelft der in derfelben Tonlage fich befindenden Regifter verftärkt 
wurde. AufVeranlaffung und Vermittlung des Herrn William Dawes (Civilingenieur) 
in Leeds (England) wurde eine eigens conftruirte Mechanik zur Anwendung 
gebracht, welche nach manchen mühevollen und öfters vergeblichen Verfuchen 
fchliefslich zu dem Ziele führte, den vorerwähnten Uebelftand gänzlich zu befei- 
tigen. Diefe Aufgabe hat darin ihre Löfung gefunden, dafs man dem Harmonium 
ein weiteres Regifter von 5 Odtaven (Melodie genannt) beifügt, welches in einer 
dem 8' Ton entfprechenden Zungenreihe befteht und in der Weife wirkfam wird, 
dafs im Discant je der oberfte und im Bafs je der tieffte Ton zur Anfprache 
kommt, während alle übrigen Zungen diefes Regifters ganz aufser Thätigkeit bleiben. 
Mit Beiziehung nun eines oder mehrerer anderer Regifter erhält je der obere und 
der untere Ton doppelte Kraft und wird dadurch das Hervortreten der Melodie 
und deren Deutlichkeit im Discant wie die Beftimmtheit des Grundtons im Bafs 
aufs Vollftändigfte erreicht. 
Durch das in der Harmoniumfabrication erzielte Refultat ermuthigt, haben 
die Herren J. & P. Schiedmayer, auf ihre vielfeitigen bei dem Bau der 
Inftrumente gewonnenen Erfahrungen geftützt, im Jahre 1860 auch die Anfertigung 
von Pianos und Flügeln eingeleitet. Als Specialität in diefer Branche ift die 
Einführung der nach amerikanifchem Syftem kreuzfaitig gebauten Flügel und 
Pianinos mit überliegenden Bafsfaiten, Compreffion etc. in Deutfchland vorzugs 
weife zu erwähnen. Die Pianinos mit maffivem eifernen Gufsftück und zufammen- 
hängender Rückwand und Vorderplatte bieten einen überaus fchönen, in den 
einzelnen Tonlagen gleichmäfsigen Ton von grofser Gefangsfähigkeit.
	        
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