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Die gegenwärtige Ausstellung soll einem schon bestehenden Inter
esse des Wiener Publikums entgegenkommen, dieses Interesse erweitern
und wohl auch in neue Bahnen leiten. Die Sammeltätigkeit auf dem
Gebiete der ostasiatischen Kunst erstreckte sich in Wien bisher vor
allem auf das Sammeln von Gegenständen der Kleinkunst, denen der
Charakter von Kostbarkeit in bezug auf das Material oder von Kunst
fertigkeit in bezug auf handwerkliche Herstellung anhaftet. Davon
sollte hier ausgegangen werden. Praktisch ergab sich der Bestand
mehrerer hochwertiger Privatsammlungen, deren Objekten über die
Künstlichkeit der Materialbewältigung hinaus vielfach der Wert des
Künstlerischen in einem höheren Maße innewohnt. Sie durften als
geeignet gelten, die Meinung von ostasiatischer Kunst über die geläufi
gere Laienschätzung als eines fleißigen und ausdauernden Virtuosentums
zu erheben. Einem solchen Virtuosentum hat sich ja tatsächlich besonders
die Kunst Japans im 18. Jahrhundert genähert, um im letzten Jahr
hundert nahezu die letzten Spuren inneren Erlebens zu verlieren und
jenem Export für Europa zu dienen, bei dem gekünstelte Äußerlichkeit
über künstlerische Innerlichkeit gestellt wurde. Insofern war eine ge
wisse Gefahr vorhanden, als das in Wien erreichbare Kunstgut eben
meist jenen Perioden angehörte, in denen solch schales Virtuosentum die
Oberhand bekam. Sollte aber das Interesse für ostasiatische Kunst Hand
in Hand gehen mit einer Erneuerung und Vertiefung unseres eigenen
Kunstfühlens, so war es oft schwer, eine Auswahl zu treffen, um inner
halb dieser späteren Perioden die qualitativen Unterschiede erkennbar
zu machen. Zugleich mußten wir bestrebt sein, das Material durch
ältere Stücke zu ergänzen, um damit auch auf jene eigentlich klassi
schen Perioden hinzuweisen, die in Wien noch viel zu wenig Gegen
stand des Interesses geworden sind. Ereilich konnte das Wenige, das
diesbezüglich hier bei vorschauenden Kunsthändlern und bei Privaten
aufzutreiben war, nicht genügen. Um so mehr haben wir deshalb der
Freundlichkeit und dem Entgegenkommen der Leitungen des Museums