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I.
Das Kunstgewerbemuseum und dessen Kunstgewerbe
schule.
Das neue Gebäude des Kunstgewerbemuseums in Berlin ist in den
Jahren 1877—1881 von den Architekten G r o p i u s und Schmieden
erbaut, von denen ersterer während des Baues gestorben ist. Es liegt fast
in Mitte des belebtesten Theiles von Berlin, in der Königgrätzerstraße,
nicht weit vom Brandenburgerthor und dem Potsdamplatze. Der Grundriss
des Gebäudes ist quadratisch, an der Nordseite befindet sich das Portal.
Die vornehme Architektur des Gebäudes wird dadurch erhöht, dass an
den Außenseiten ein reicher künstlerischer Schmuck angewendet wurde
und zwar vorwiegend mittelst Glasmosaik und durch Plastik, welcher
durch eine Reihe von hervorragenden Künstlern hergestellt wurde. In
erster Linie waren es die Maler Ernst Ewald und Friedrich Geselschap
und die Bildhauer S ussmann-Hellb o r n, Siemering, Otto Lessing,
Geyer und Hundrieser, nach deren Entwürfen der plastische und
malerische Schmuck an dem Gebäude ausgeführt wurde. Durch eine Vor
halle tritt man in das Vestibüle, in welchem sich rechts die Treppe für
die im ersten Stock befindlichen Schulräume, links der Aufgang zu den
Verwaltungsräumen befindet. Vom Vestibüle gelangt man zunächst in einen
geräumigen Lichthof, und damit in die eigentlichen Ausstellungsräume. Der
Lichthof wird von Süden, Westen und Osten im Parterre und 1. Stock von
34 zumeist kleineren Abtheilungen begrenzt, welche zur Aufnahme der
Sammlungen bestimmt sind, während die Nordfront im Erdgeschoss von
den Verwaltungsbureaux und der Bibliothek mit dem Lesezimmer einge
nommen ist und darüber im ersten Stock die Unterrichtsräume für die
Kunstgewerbeschule sich befinden. Sämmtliche Localitäten, sowohl jene,
welche Oberlicht als auch diejenigen, welche Seitenlicht haben, sind vor
trefflich beleuchtet, so dass man die dort ausgestellten Gegenstände mit
voller Deutlichkeit sehen kann. Die Schultreppe ist so angelegt, dass sie
mit der Bibliothek correspondirt und dass man von ihr aus leicht in die
Ausstellungsräume gelangt. Die Aufstellung der Sammlungen, welche von
dem Director Julius Lessing geleitet wurde, ist eine ganz vortreffliche
und ist die innere Einrichtung der Räume eine höchst luxuriöse. Sowohl
bei den Ausstellungskästen als bei den Bücherschränken sind alle Erfah-