Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien. 221
Auch der Dom von Linz und die Schottenkirche in Wien haben vorzüg
liche Barock-Gewänder geschickt, eine Dalmatik aus spätem aber noch
edel behandeltem Goldbrokat das Stift Lambach und endlich das Mechita-
ristenkloster in Wien kaum ein Jahrhundert alte Paramente, die in Con-
stantinopel von armenischen Frauen angefertigt sind. — Mit Reliefspitzen
ist eine Casel überzogen, deren hellrother Grund einen wirkungsvollen
Contrast bildet zu den fein ausgeführten Blumen. In durchbrochener
Technik sind auch eine überaus feine Kelchdecke von Figdor gehalten,
sowie mehrere in Gold und Farben ausgeführte Leinenstickereien, die so
vornehm in der Wirkung, wie fein in der Tecknik sind.
Bevor wir den Ueberblick über die zweite Gruppe schliessen, müssen
wir noch einer sehr interessanten Serie von Stickereien unsere Aufmerk
samkeit schenken, die erst lange nach Eröffnung der Ausstellung einge
troffen waren und daher in dem Cataloge keine Erwähnung mehr haben
finden können. Es sind die durch ihre Bestimmung und Form, durch ihre
Ausstattung und technische Behandlung merkwürdigen liturgischen Stickereien
aus den bukowinischen Klöstern Putna, Dragomirna und Suczew'itza.
Sie bestehen in Stolen, Man ip ein, Kelchdecken, Teppichen mit den
Darstellungen der Grablegung Christi, des Todes oder der Himmelfahrt
Mariens, endlich in Grabdecken. Nur wenige von ihnen reichen bis in
den Ausgang des XV. Jahrh. zurück, die meisten gehören dem XVI., einige
erst dem XVII. Jahrh. an. Die serbische Inschrift, mit der jede geschmückt
ist, enthält ausser ikonogrnphischen Angaben fast immer auch eine Zeit
bestimmung. Ihr ganzer liturgisch-ikonographischer Apparat wird von
orientalischen und griechischen Traditionen beherrscht. Diesem Formen
kreise gehören auch die iiguralen Darstellungen an, die auf ihnen eine grosse
Rolle spielen. Haltung, wie Bewegung, Ausdruck wie Ausstattung der ein
zelnen Figuren erinnern auf’s lebhafteste an solche Vorbilder. Die ornamen
talen Beigaben hingegen weisen schon mannichfache andere Einflüsse auf,
persische auf der einen, italienische und deutsche auf der andern Seite. Die
sehr sorgsame und reiche Technik zehrt noch entschieden von den griechi
schen Reminiscenzen, das Gold hat starke Verwendung wie zu den Ge
wändern, so namentlich zu den Attributen und Inschriften gefunden, auch
das Silber ist nicht vernachlässigt. Für die farbigen Theile ist meistens
Seide, in einigen Fällen auch, namentlich bei den späteren Erzeugnissen,
Wolle gebraucht worden. Dis Ausführung in dem einen, wie in dem audern
Material ist eine sehr sorgsame. Neben dem Plattstich erscheint der ältere
Kettenstich und, zumal für die Hintergründe, der kräftige Emailstich. Den
Fond bildet anfangs Seide, später auch Sammt.— Von den Kelchdecken
gehen zwei, die eine quadratische Gestalt haben, bis in das Jahr 1481
zurück. Die unlängst auf neuen Stoff aufgenähten Stickereien stellen unter
einem von einem Vorhänge überspannten Baldachin den Heiland hinter
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