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Schnütgen:
übereinandergelegt, die Augen geschlossen, im Schmucke einer schönen
Krone und reichen Geschmeides, in einem von schweren Granatapfelmuste
rungen dicht besetzten Gewände. Ein auf zwei Halbsäulen sich entwickeln
der arabischer Bogen bekrönt sie baldachinartig; Medaillons mit Doppel
adler, oder Monogrammen füllen die Ecken; eine mächtige Goldumschrift
vollendet die ganze Stickerei, die auf rother Seide vornehmlich in Gold
und Silber ausgeführt und trotz ihres Alters vorzüglich erhalten ist. --
Dem im Jahre 1607 gestorbenen moldauischen Fürsten Jeremie Moghila
ist die folgende Grabdecke gewidmet, welche ihn lebend und auf einem
Stuhl sitzend in guter Charakterisirung darstellt. Ein reicher Mantel um
gibt ihn, eine Mütze ziert sein Haupt. Die oberen Winkel füllt rechts eine
doppelchorige Kirche, über der die „dextera manus Dei“, rechts ein Wappen
aus. Unten bilden je ein grosses in Gold und Silber ausgeführtes Blatt
die seitliche Ausstattung. Die Blattwerkmusteruugen, die den Sammt-
grund beleben, verrathen persische Anklänge. — Aus demselben Jahre
stammt die Grabdecke des Fürsten Simeon Moghila, der stehend mit der
Krone abgebildet ist, die Hände über der Brust gekreuzt. Das Untergewand
ist in Silber gestickt, der Mantel mit grossen Blumen auf Sammtgrund
gemustert. Zwei aufsteigende Blumenständen bilden mit zwei Wappen die
seitliche Zier, ein Ornamentband und eine kleine Silberumschrift die Ein
fassung. — Die weniger summarische Behandlung, welche diese liturgisch,
stilistisch und technisch merkwürdigen Stickereien hier erfahren haben, mag
ihre Entschuldigung finden in deren Eigenart, sowie in dem Umstande, dass
der Catalog sie ganz unerwähnt gelassen hat und eine anderweitige Wür
digung ihnen auch vorenthalten geblieben zu sein scheint.
Mit ihnen hat die zweite Gruppe der Ausstellung in unserer Be
sprechung ihren Abschluss gefunden.
Die dritte Gruppe umfasst Holzarbeiten: Kirchenmobilien,
Altäre, Reliefs und Einzelfiguren. Dass ihre Zahl ein Hundert nicht er
heblich übersteigt, könnte auffallend erscheinen angesichts des Umstandes,
dass kein kirchlicher Kunstzweig der Vergangenheit einen so grossen
Nachlass aufzuweisen haben möchte, als jener der Holzarbeiten. Es daif
aber hierbei nicht übersehen werden, dass kleinere Kirchenmöbel aus dem
Mittelalter selten und für die Aufnahme grösserer diese Sääle nicht aus
reichen würden, dass Holzfiguren aus dem frühen Mittelalter äusseist lar
und in der Regel sehr roh, aus der spätem Zeit vielfach zu handwerks-
mässig sind und in zu grossen Dimensionen in diese Räume nicht recht
gepasst hätten. Ein vollständiges Entwickelungsbild ist es daher nicht,
was sich hier darbietet, aber ein höchst lehrreiches ohne jeden Zweifel.
Bei dem Versuche es zu analysiren, begegnen wir zunächst dem derben
aber höchst charakteristischen und merkwürdigen Thronstuhl aus Norwegen,
den Minutoli dort erwarb, Figdor auf einer Kunstauktion in Köln erstand.