225
Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien.
Dazu gibt es keine Aualogieen deutscher Herkunft. Viel vornehmer ist das
berühmte Faldistorium vom Nonnberg mit seinen romanischen Löwenköpfen
und Reliefs aus Elfenbein, sowie mit dem gothisclien Holzgestell und den
wohl im Anfänge des XV. Jahrh. aufgemalten Miniaturen. Drei geschnitzte
Faltstiihle aus dem XVI. und XVII. Jahrh., einer mit Armlehnen versehen,
schliessen sich an, ebenso mustergültige als seltene Exemplare, die Figdor
in seiner auch an alten Möbeln sehr reichen Sammlung zu vereinigen ge
wusst hat. Das Sängerpult desselben Besitzes und das Messpültchen aus
Kremsmünster, beide aus weichem Holz, welche um die Wende des Mittel
alters nach süddeutscher Sitte mit eingeschnittenem Flachornament ver
sehen uud mit etwas Farbe belebt sind, verdienen besondere Beachtung,
wie der spätgothische Tabernakel mit seinen Maaswerkfüllungen. Die
beiden mit Satteldach bekrönten Reliquienschreinehen aus Klosterneuburg
haben den Vorzug einfacher aber sehr harmonischer Anordnung und
ursprünglicher Bemalung. Das oblonge Kästchen aus Wilhering, welches
ringsum mit durchbrochenen und vergoldeten Bleireliefs umkleidet ist, wie
sie das XIV. Jahrh. zur Ausstattung von glanzversilberten Schreinchen
mit Vorliebe verwandte, hat leider eine vollständige Erneuerung erfahren.
Die wenigen Schnitzaltäre sowohl wie die einzelnen Reliefs zeichnen sich
weder durch hohes Alter, noch durch hervorragende Schönheit aus. Es
fehlt aber doch nicht an spätgotischen Flachgruppen, welche besonderer
Beachtung werth sind. Diese verdienen noch mehr die Einzelfiguren, die
ohne sehr zahlreich zu sein, zu einer guten chronologischen Serie sich ver
einigen. Diese beginnt freilich erst mit der frühgothischen Periode, über
welche Holzfiguren überhaupt sehr selten hinausreichen. Will man den Fi-
gurenstil aus den früheren Epochen kennen lernen, so muss man sich den
Elfenbeinsculpturen zuwenden, die auf der Ausstellung in aussergewöhn-
licher Zahl und Güte vertreten, aber in einer anderen Gruppe untergebracht
sind, desswegen hier noch nicht behandelt werden können. Eine kleine
sitzende Holzmadonna des Grafen Wilczek weist noch romanische Reminis-
cenzen auf, eine andere mit alter Bemalung hat frühgothischen Charakter,
von dem die ebenfalls bemalte schlanke und edle St. Georgsfigur nur noch
Erinnerungen zeigt. Einen gewaltigen Crucifixus von etwas übertriebenem
usdrucke, wohl ein ehemaliges Triumphkreuz, hat Graf Wilczek ge
schickt, einige gute Statuetten und Gruppen des XV. Und XVI. Jahrh.
furst Liechtenstein, vier vortreffliche Evangelistenfiguren Frau Lang.
Das Statuettchen der klugen Jungfrau und die St. Catharinenbüste aus
oem Besitze fies Museums sind von aussergewölmlicher Schönheit. An sie
schhesst sich das italienische Frührenaissancefigürchen der hl. Margaretha
dem der ganze Reiz der reichen Bemalung erhalten geblieben, würdig an.'
Auch die beiden grau angestrichenen und nur in den Carnationstheilen
bemalten Standfigürchon von Maria und Johannes (unter dem wohl nicht
15