14
vielseitigsten und auch geschmackvollsten zeigt. An Leuehterformen
herrscht übrigens in der neueren Kunst noch immer eine auffallende
Armiith.
* H:
*
Im Voranstehenden ist aus der grossen Menge des Inhaltes der
Ausstellung vorzüglich nur dasjenige gruppenweise herausgogriffen worden,
was für das kirchliche Bedürfniss der Gegenwart die meiste Bedeutung
hat, und auch dabei ist eine mehr übersichtliche, allgemeine Behandlung
hauptsächlich durch das nur successiv mögliche Erscheinen des Berichtes
in einem periodischen Organe bedingt gewesen. Gar Vieles konnte da
nicht eigens erwähnt werden, was an und für sich ganz beachtenswerth
wäre und selbst für specielle Studien als anziehendes und dankbares
Object dienen könnte. Anderes, wie z. B. der ganze orientalische oder
orientalisirende Theil, liegt nicht nur unserem liturgischen Bedürfnisse,
sondern auch unserem nach anderen Principien gebildeten Geschmacke
vielfach etwas zu fern; noch anderes, wie die Glasmalerei, der wir
sonst ganz gewiss die grösste Beachtung und allgemeine Einführung
wünschen, kann wieder in den Kirchen der Stadt zu jeder Zeit besser
studirt und gewürdigt werden, als unter dem erdrückenden Vielerlei
einer allgemeinen Ausstellung.
Weit wichtiger und zeitgemässer, als das Anstreben einer materiellen
Vollständigkeit iu der Besprechung, scheint uns für den Schluss noch
ein kurzes Verweilen bei der Frage nach dem bleibenden Werthe
des ganzen Ausstelluiigsunternehmens zu sein.
Bedeutendes wurde aufgeboten, um den äusseren Erfolg desselben
zu einem möglichst glänzenden zu machen. In der Durchführung der
Einforderung, Einbringung, Classificirung und Aufstellung der so viel
artigen Objecte hat sich vor Allem die Leistungsfähigkeit des k. k.
österreichischen Museums und die Routine seines ausgezeichneten Beamten-
körpers wieder aufs trefflichste bewährt. Darin aber, dass dessen
Direction gerade das Gebiet der kirchlichen Kunst zum Ziele seiner
diesjährigen Hauptleistung auserkoren hatte, können wir von unserem
Standpunkte aus nur mit aufrichtigem Danke und mit Befriedigung eine
Anerkennung erblicken, die der Kirche und der culturgesehichtlichen
Bedeutung ihrer Vergangenheit wie ihrer Gegenwart gilt, und die umso
werthvoller ist, von je intelligenterer und massgebenderer Seite sie
ausging. Und wenn nun dann der Inhalt der Ausstellung selbst durch
die Qualität des hier Zusammengetragenen die Kirche wirklich als eine
eminente Pflegerin der Künste in jedem Zeitalter erwiesen, wie anderer
seits auch die überraschende Menge des trotz der oft so äusserst
ungünstigen Verhältnisse doch immer noch Erhaltenen ihrem conservativen
Sinne ein ehrenvolles Zeugniss erbracht hat, so kann immerhin schon
hierin ein Erfolg von nicht bloa momentaner Bedeutung gesehen werden.
Allein dieser Erweis und dieses Zeugniss hätten eigentlich doch
nicht erst noch durch eine solche Ausstellung beigestellt werden müssen.
Noch weniger würden der blossen Ehre und des Prunkes wegen so
viele kirchliche Verwaltungen sich entschlossen haben, unersetzbare
Seltenheiten den Gefährlichkeiten des Hin- und Hersendens auszusetzen
und auf so lange Zeit ihrem Gewahrsam oder son.stigen Gebrauche zu