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Art, einmal gewebt und sodann gestickt. Die Weberei der
Kleiderstoffe vermag den ausgestellten Trachten eine Unzahl
eben so schöner wie origineller Muster zu entnehmen, Muster
eben so ausgezeichnet einerseits durch Prachtwirkung, anderer
seits durch feine und gefällige Effecte. In den Stoffen der
Renaissance leben die stylvollen Muster des Mittelalters fort,
in denen der Rococo-Zeit zeigt sich der blumige Naturalismus
in feinster und liebenswürdigster Art. Glänzende und doch
harmonische Farbenpracht zeigen die ostasiatischen Gewebe,
die Goldgewebe Indiens und Chinas, zarte, sanfte, bei uns
bisher unbekannte oder ungebrauchte Farbentöne die Ge
wänder, wie sie die vornehmen Bewohner Japans selber
tragen.
Und nun die Stickerei, welche im Studium dieser Costüme
kein Ende finden würde, ob sie nun die technische Verfahrungs-
weise beobachtet oder ihre künstlerischen Resultate studirt
oder die Zeichnung der Verzierung, wie sie gerade diesem
bestimmten Schnitte, dieser bestimmten Form der Kleidung
angepasst ist. In allen diesen Beziehungen hat unsere moderne
europäische Stickerei noch viel zu lernen, so viel sie auch
bereits heute von der Fremde, von den aussereuropäischen
Arbeiten, zumal von denen des Orients, und aus der nationalen
Haus-Industrie gelernt hat. Unzählige Muster gewährt die
Costüm-Ausstellung, von Indien und Japan angefangen bis
nach Spanien und Marokko, bis an die Küsten des atlantischen
Oceans. Und hier ist es nicht am wenigsten die heimische
Nationaltracht, welche zur Arbeit des gesammten Orients
hinzutritt, insbesondere die Trachten aus Ungarn und den
unteren Donau-Ländern, desgleichen die goldgestickten Ge
wänder der Albanesen und der Griechen.
Bietet sich hier der Kunst-Industrie ein weites und
überaus fruchtbares Feld des Studiums, eine Fundgrube von