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hochherzige Monarch mit einer Stimme, die vor Erregung zitterte, jene denkwürdigen
Worte der Beruhigung sprach: „Szegedin soll schöner werden, als es gewesen."
Diese Worte verwandelten den Kleinmuth der Bürger in Hoffnung und ihr Unglück
öffnete für sie allerwärts die Schleusen der Wohlthätigkeit. Von Einzelnen und Körper
schaften, aus fremden Ländern und von fremden Völkern strömten die Gaben herbei, der
Reichstag votirte eine bedeutende Summe für die Wiederherstellung der Stadt.
Mit der Aufgabe, den Eins gewordenen Willen des Königs und der Nation zu
verkörpern, wurde durch Seine Majestät Ludwig Tisza als bevollmächtigter königlicher
Commissür betraut, der denn auch noch im Sommer desselben Jahres in Gemeinschaft mit
seinen zwölf Räthen und seinem Beamtenpersonale daran ging, den Auftrag auszuführen.
Hierzu bedurfte es staatsmännischen Blickes und eiserner Energie. Zwei Wege konnte der
königliche Commissär einschlagen: entweder er verwandte die von der Nation dargebotene
Kraft einfach darauf, die materielle Kraft der Einwohner zu stärken und sie dann sich selbst
zu überlassen, — oder er konnte die übriggebliebenen Kräfte der Bevölkerung mit der des
Staates vereinigen und planmäßig jene großartige neue Stadt erschaffen, deren glänzendes
Bild uns jetzt am Theißufer bezaubert.
Sie ist nach dem Ringstraßensystem angelegt. Drei Ringe sind in einander gefügt.
Der erste ist der Ring der Paläste; er umfaßt den alten Stadttheil Palank mit der handels
belebten Schulgasse (einem Stückchen ans dem alten Szegedin) und den Dugonics-Platz mit
der schonen Realschule, in der die reiche öffentliche Bibliothek von 50.000 Bänden, dieses
großartige Geschenk des Domherrn Somogyi, untergebracht ist. Ans diesem Platze erhebt
sich auch die Statue des Schriftstellers Andreas Dugonics. In diesem Ringe stehen die
bequemen Gasthöfe, hier befindet sich der Klauzäl-Platz mit seinen glänzenden Schau
fenstern und dem Getöse des Geschaftslebens, hierher öffnet sich der Szechenyi-Platz, von
herrlichen Palästen eingefaßt, hier erhebt sich das nach dem alten Modell aufgebaute
Rathhaus, dessen Stirnseite mit dem Phönix geschmückt ist. Auf dem Boden der ehemaligen
Festung, die der König der Stadt geschenkt hat, ragen prächtige zweistöckige Häuser mit
Thürmen und Kuppeln empor, unter ihnen der Gerichtspalast und das ständige Theater,
dessen edle Fahnde sich majestätisch in der zitternden Fläche der Theiß spiegelt. Etwas
weiterhin neigt sich die mächtige, obgleich schlanke Eisenbrücke leicht über den Strom
hinüber. Vom Neu-Szegediner Ende der Brücke gesehen, erscheint dieser Theil der Stadt
wirklich feenhaft; gleich einem gestickten Teppich liegt vor ihm die reizende Stephanie-
Promenade hingebreitet mit ihrem sinnreich erdachten Kiosk, in den man als Decoration
ein Stück der alten Festung mitverbant hat, eine Zelle mit eisernem Fenstergitter.
Der zweite Ring schließt die kleineren Häuser ein, aber auch diese sind schmuck,
stockhoch, die Schulen und öffentlichen Gebäude vollends palastartig. Au den Radialstraßen