Abb. 6. Schnitt durch das Liechtensteinsche Gartengebäude, Zeichnung von S. Kleiner
(Österreichisches Museum)
das wirkliche Schönbrunn von dem zuerst von Fischer für seinen königlichen
Schüler geträumten abwich. Scharf hebt das Sockelgeschoß, das oben eine
durchlaufende Balustrade abschließt, das Gebäude aus dem Gelände; es ist
ein Abschluß des Parks, aber doch auch ein Bau für sich. Das klare Gefüge
der Wände wird durch die zurückhaltende Verwendung schmückender
Glieder mehr verdeutlicht als verwischt; alles ist klarer, nüchterner, straffer
geworden, als die leichtgeflügelte Erfindung die schwere Probe baulicher
Wirklichkeit auf sich zu nehmen hatte.
Ob Fischer selbst diese notwendigen Veränderungen an seinem Ent-
wurf vornahm oder ob ein anderer sein Projekt anpaßte, läßt sich kaum
entscheiden; die Vereinfachungen, die die ursprüngliche Bauidee um-
kleiden, liegen sowohl in der Richtung Fischers als auch im Gedanken-
kreise Martinellis und können sogar von einem der untergeordneten Helfer
herrühren, die in der Baugeschichte des Roßauer Palais eine Rolle spielen.
Sicher ist, daß das Gebäude von Anfang an in den I-Iauptzügen jene
Gestalt erhielt, die ihm bis zu seinem Ende geblieben ist; eine Kleinersche
Zeichnung zeigt es schon in dieser Form (Abb. 4), nur die Freitreppe, die
aus dem ursprünglichen Projekt stammend Wasserbecken und Spring-
brunnen umfängt, ist wesentlich anders. Aber gerade sie zeigt die Änderung
des ganzen Baugedankens besonders klar; ihre Arme leiten nicht das vor-
gelagerte Parterre in den beherrschenden Mittelbogen, in den sie münden,