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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 1)

Ungeheuerliche ge- 
steigerte städtische 
Getriebe beschränkt, 
das sich überall ent- 
wickelte, wo Turm 
und Tor und Ring- 
mauer Helen, um dem 
Ausbreitungsbedürf- 
nisse großer Men- 
- schenmassen zu ge- 
nügen, die, aus allen 
Himmelsgegenden 
und Landstrichen auf 
wenig umfangreichem 
Platze zusammen- 
strömend, die alte 
Physiognomie jener 
Städte rasch und 
gründlich änderten. 
Sie brachten in die 
Stadt nichts mit, diese 
zuströmenden Mas- 
sen, als Erwerbsgier. 
Ihr diente eine eben- 
bürtige Bauweise, die 
an ganz andere Be- 
sitzverhältnisse ge- 
bunden, als sie die 
„gute alte Zeit" auf- 
wies, nichts wissen 
konnte, nichts wissen wollte von allem, was nicht mit dem Begriffe 
„Rentabilität" in naher Beziehung steht. Rentabilität beim Bauen heißt 
aber in der Unternehmersprache nichts anderes, als mit möglichst spar- 
samem Aufwand geringwertigen Materials möglichst viele Gelegenheiten 
zum Wohnen, zum Vermieten schaffen ohne jedwede Rücksicht auf 
ethische oder künstlerische Forderungen. Darauf basiert das Wesen 
der großstädtischen Massenquartiere. Es trifft aber auch bei denjenigen 
Mietskasernen zu, die äußerlich Anspruch machen auf W0hlanstän- 
digkeit oder gar auf Distinktion. Sie bilden vielfach eine Reihe von noch 
abschreckenderen Beispielen für die hereingebrochene Unkultur, als jene viel- 
türigen und vielfensterigen Mauerkörper, deren ganzes Wesen nur vorn Aus- 
drucke des kasernierten Proletariats durchwoben erscheint. Diesen läßt sich 
wenigstens nicht nachsagen, sie seien lügenhafte Erscheinungen. Wohl aber 
trifft diese Bezeichnung zu bei jenen ungezählten Bauten, die außen herrlich 
 
Toggenburger Häuser, Turmhaus bei Wattwyl
	            		
Toggenburger Häuser, Haus Abderhalden in Wanwyl ufgeputzt, innen die erbärmlichsten Verhältnisse aufweisen. Geradezu ewundernswert ist, was sich die „gebildeten Stände" in dieser Beziehung ieten lassen. Baumeister, denen es am Allernotwendigsten fehlt, um sie uch nur ahnen zu lassen, was es mit dem Begriffe „Kultur" für eine Be- Iandtnis habe, führen einen Mietspalast nach dem andern auf und diktieren ndern, Höherstehenden gerade in jenen Fragen, wo das kulturelle Bedürfnis m stärksten zum Ausdruck kommen müßte, wie man sich mit den Begriffen er Halbbarbarei abzufznden habe. Diese Prachtbeispiele des städtischen iusammengepferchtseins in palastartigen Gebäuden, denen jede Spur von der I:
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