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N icht das fertige Kunstwerk sollte bei der gegen
wärtigen Veranstaltung, die auf eine /\nregung
Hans Tietzes zurückgeht, wie sonst das Inter
esse des Beschauers heischen. Es soll diesmal DAS
WERDEN EINES KUNSTWERKES gezeigt werden.
Das Publikum, auch das engere Publikum der Kunst
freunde, wird sich selten über den höchst eigentümlichen
Vorgang, der zur Entstehung eines Kunstwerkes führt,
Rechenschaft gegeben haben. Es sieht das Werk in
seiner mikrokosmoshaften Geschlossenheit und emp
fängt von ihm Eindruck, je nach dem Vermögen des
Einzelnen, Künstlerisches zu erfassen und je nach der
Gewalt, die von dem Werke ausgeht. Und es ist gut
so; denn eben in seiner Endgültigkeit liegt die zauber
hafte Macht des Kunstwerkes beschlossen und in dieser
Sphäre gilt nicht das Gewollte, sondern das Vollbrachte.
Die gegenwärtige Ausstellung aber will einmal für
einen Augenblick den Schleier von dem geheimnisvollen
Prozeß des künstlerischen Schaffens lüften, einen Blick
in die innere, geistige Werkstatt des Künstlers tun lassen.
Sie hofft dadurch, den kunstliebenden Betrachter näher
an die Kunst heranzuführen.
Sie vereinigt zu diesem Behufe das fertige Werk mit
den Vorstufen, durch die es hindurchgegangen ist, bis
es seine endgültige Gestalt angenommen hat, und bildet
so gewissermaßen historische Reihen.
Sie zeigt, wie von einer ersten Phantasievorstellung
oder einem ersten Natureindrucke ausgehend, der