ZUR AUS S r E L L U N G
ciui sich fier ÖslcjTcichisclie Wcrkbiind in dicsor sorffciivolleii Zeit mit
einer Aussiedlung au die üffentlidikcit neiidcd. so tut er dies in der zu-
^ ersichtlichen Erwartung des Erfolges, der seineei Veratistaltimgeii in den
letzten Jahren nie versagt blieb. Durch die Ausstellung ..Der gute billige
(icgenstand fiiblt sicii der \\'erkbund besonders zeitverbunden. Gesättigte
l’..pochen. in welchen sich lji)crflüsse stauen, neigen viel leichter zu Idit:-
gleisungen m falschen und unverstandenen Prunk, als iNotzeiten. die der
SMilhese von formaler Schönheit und Wirtschaftlichkeit förderlich sind.
Zahllose l berbleibsel aus den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahr
hunderts, 1011 den Monumentalbauten bis zu den Tinlenzeugeii. beweisen,
daß in der Produktion der Gebrauchsgegenstände auch die Fi'agestellung
einen uiigh iblichen fjUifluli haben kann: ..Wie kann ich einen Bedarfs
gegenstand nmglichst reich, möglichst verziert, möglichst teuer machen?“
Die moderife Fragestellung lautet; ,.Wie kann ich einen Gebrauchsgegen
stand formal einwandfrei, zwcckgerechl und billig erzeugen?“
Die Epoche der ,\rmut, in der wir leben müssen, kommt der modernen,
Bestrebung, die durch die Werkbundbewegung vertreten wird, durch wirl-
schaftlicbcn Zwang entgegen: Die dekorative Zutat findet eben die zu
sätzliche Kaufkraft nicht mehr.
^^erkbundausslellungen aber wollen beweisen, daß die neue Form
gesinnung etwas ganz anderes ist als der Versuch, aus der i\ot eine Tugend
zu machen: daß die Uberwindimg des dekorativen Wustes geistige 15e-
freimig bedeutet: daß nicht prunkhafter Reichtum sondern das Gleich
gewicht zwischen .Vufwnuid und Zweck der Idee des Schönen bei der
Gestaltung der Gegenstände unseres Bedarfes dienlich ist.
HERMAA\ A EFBACHER
Ih-äsident des Österreichischen W’erkbuiides