50
STADTRAT
ANTON WEBER
DER WEG VOM SCHLECHTEN
ZUM GUTEN UND VOM TEUEREN
ZUM BILLIGEN GEGENSTAND
Mellt alles, was wenig Geld kostet, Ist billig und noch weniger ist alles,
was billig geiiamit wird, gut. Diese Binsenwahrheit ist zwar sehr land-
Läufig, aber wird bei der Herstellung und beim Einkauf aller Dingo
darauf Bedacht genommen und w'erden durch zweckmäßige Ermah
nungen die Käufer daran erinnert? Keineswegs, denn w'äre es so, so
würde schlechter und daher teurer Hausrat aller /Vrt gar nicht erst auf
den Markt kommen. Leider kann nicht jedermann .sofort feststellen, ob
der Gegenstand, den er anzuschaffen im Begriffe ist, auch gut und
billig ist und so feiert denn die Verlogenheit und die Täuschung in
der Produktion und auf dem Markte wahre Orgien. Wie kann diesem
großen Übel wnrksam begegnet werden? Meines Erachtens einmal durch
den Anschauungsunterricht, der nicht nur das Gute im Haushalt mit
allen damit verbundenen Vorteilen zeigt, sondern besonders drastisch
auch das Schlechte mit allen Nachteilen veranschaulicht. Dann durch
einen ständigen Kleinkrieg gegen den Schund in Wort und Schrift und
endlich durch die Erziehung zur kritischen Prüfung beim Einkauf.
Diese Erziehung wird sehr, sehr mangelhaft gepflegt. Nur der un-
orientierte Käufer läßt sich durch den niederen Preis bluffen und sich
Schlechtes für Gutes aufschwatzen. Aber w'er soll diese Erziehung vor
nehmen? Alle die berufen sind, das heißt jeder Mensch, der Gutes vom
Schlechten zu scheiden vermag, in seiner Umgebung, vor allem abtn'
die Schulen jeglicher Art und die Presse. Wenn jede Zeitung die Neu
erscheinungen auf dem Büchermarkt bespricht und hiebei Gutes vom
Schlechten und Teueres vom Billigen scheidet, wenn der Kunstkritiker
alle Zweige der Künste gewissenhaft behandelt und schonungslos das
Kitschige, Schale und Verderbliche scharf verurteilt und das Schöne
begeistert feiert, ja w’arum soll das bei allen Gegenständen, die wir im
täglichen Leben nicht missen können, die wir brauchen und bei deren
Benützung wir doch auf die ästhetische Wirkung, auf die Bequemlich
keit und auf das Behagen mindestens so viel Anspruch erheben, anders
sein? Kritik, schonungslose Kritik ist’s, was der Gegenstand im Haus
halt vor allem braucht! Dann wird .sich der teuere Gegenstand vom
billigen und der gute vom schlechten für alle leicht erkennbar scheiden.
Was ist gut, w'as ist billig? Gut ist alles, was dem Zweck, dem es dieneli