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Zum Ausstell ungsprogramm
Von Dr. Richard Ernst, Direktor des österreichischen Museums
für Kunst und Industrie
Eine bisher rein wirtschaftliche Organisation von Kunst
handwerkern unternimmt hier mit seinen Mitgliedern den
mutigen Versuch, kunstgewerbliche Gestaltungsfragen auf
zunehmen in einer Kampfansage an die immer mehr redu
zierte nackte Form des bloß Sachlichen oder jenes Scheins
von Sachlichkeit, hinter dem sich manchmal nicht weniger
Uneignung oder Verschmocktheit zu verstecken vermag,
wie im überladensten Ding.
Im Bereich des Kunstgewerbes handelt es sich seit je um
die Grundfragen: persönliche Gestaltung oder blanke Zweck
mäßigkeit? Jahrhunderte haben die persönlichere bevorzugt
und im Wechsel der Bedürfnisse meist die reichere Form
vor der knapperen.
Will blanke Zweckmäßigkeit gern unpersönlich wirken, so
darf die mehr persönliche Gestaltung der Dinge nie unsach
lich oder zweckwidrig werden. In diesem uralten Spiel und
Gegenspiel des Kunstgewerbes gibt es unendlich viele Mög
lichkeiten und unendlichen Spielraum, nicht bloß in der
Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft. Der Wieder
erweckung ihres Berufes, der Wiederbeschäftigung ihrer
Werkstätten, einer Bereicherung des allgemeinen und per-
lichen Lebens dient das Programm der Kunstgewerbesektion
und des künstlerischen Führers ihrer Ausstellung.