Es ist ein weiter Weg, der vom Omarnentalismus im Textildekor,
vom Muster im üblichen Sinne, zum ausdrucksvollen Schmuck
führt, der mit dem dekorativen Anliegen das geistige Postulat
einer bestimmten GehaltHchkeit erfüllt, ohne daß bei solchem
Anspruch auf Wirkungen von bildgemäßem Gewicht die Bedin
gungen des Zweckhaften und des absolut Ästhetischen verleugnet
würden. Wollnersche Stoffe sind nicht, selten von so aufregender
Schönheit — das Wort ,.aufregend« hier in seiner vollen Bedeu
tung verstanden —, daß man sie um ihrer selbst willen bewundern
und so auch verw^enden möchte. Man wird leicht dazu verführt,
in ihnen zunächst das »Bild« zu sehen. Aber es handelt sich hier
che Muster Wollners sind »expressiv« zu nennen. Diese Wirkung
beruht auf einer geradezu furiosen, improvisatorischen Hand
schrift, auf einer starken, sonoren oder aucli llamrnend aufreizen
den Farbigkeit. Daneben ersinnt die sehr reiche und um inter
essante Lösungen nie verlegene dekorative Phantasie Leo Woll
ners feinlinige Musterslrukturen, die etwa an Klee erinnern
könnten, oder auch streng konstruktive Flächenaufteilungen, wde
sie uns von Mondriaii her vertraut sind. Werm wdr bei diesen
unbedenklicher den ;im hier in Frage stehenden Bereich durch
aus legitimen) F5egriff des »Dekorativen« verwenden, so will das
nicht als Einschränkung verstanden w'erden. Diese an sich näher-
niclil um Bilder, sondern um schöne Gebrauchsdinge, und man
sucht mit dieser Überlegung den ersten Überschwang des Ent
zückens durch Bedenken des Praktischen zu dämpfen. Sind Woll
nersche \ orhänge etwa einer M olinrainngestaltiuig cinzuordnen,
w'o letvlich alles auf Unterordnung unter ein optisches Ganzes
ankommt, dessen Zusammenhang nur durch die Harmonie der
Zurückhaltung gewäihrleistet wird? 'Fatsächlich kann sich dann
herausst.ellen, daß solclie Vorhänge mit ihrem anspruchsvollen,
gewissermaßen schw’erwiegenden Dekor ein Übergewicht besit
zen, welches, wenn man es anerkennen will, alle übrigen Be
standteile der Einrichtung um INuancen degradiert. Entschließt
man sich jedoch, dem Übergewicht nachzugeben und dem an sich
peripherischen Ausstattungselement andere Teile, soweit mög
lich. nachzuordnen, kann sich zeigen, daß man bei so ungewöhn
licher Rangfolge nicht schlecht gefahren ist. Es stellt sich eine
neue Bedeutsamkeit des Ganzen ein, die letzten Endes bildhaf
ter Natur ist und Bereiclie des Psychischen anspricht, auf deren Dessin
lebhafte Beaktion jeder gute Einrichter Wert legen muß. Man- Farchani