Die Nähmafchinen, Strick- und Stickmafchinen.
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günftigen Refultaten geführt, obgleich der Erfmdungsgeift in diefer Richtung noch
nicht das Belle gefchaffen hat.
Aufser unferem alten Strumpfwirker-Stuhl, erfunden von William Lee 1589
in England, hat zuerft Dalton in New-York im Jahre 1862 eine compendiöfe
Strickmafchine conftruirt: ein Rundlluhl für verfchiedene Stricklloffe. Dann hat
L amb in New-York eine volllländige Strickmafchine, die mit 120 Nadeln Strümpfe
jeder Dimenfion erzeugt, und zwar mit Auf- und Abnehmen der Mafchen, was bei
Rundftühlen nicht flattfinden kann, erfunden.
Auf der Ausllellung kamen zumeift aus Deutfchland allein 22 Strickllühle
als Rundltühle zur Anficht, die eine bedeutende Leiftungsfähigkeit zeigten.
Bemerkenswerth find namentlich jene von H i 1 fc h e r in Chemnitz, Terrot in
Stuttgart, Fourquet&Franz in Rottenburg bei Stuttgart und Ferdinand Groe-
b e r. Alle diefe Rundflühle erzeugen Stricklloffe glatt und deffmirt nach Bedarf,
aus welchem Stoff die Gegenftände, welche verlangt werden, zufammengenäht
oder geftrickt werden. Neues war jedoch weder bei den Flachftühlen, noch bei
den ausgeftellten Rundftühlen zu finden, denn alle diefe Arten von Strick-
mafchinen wurden fchon in den früheren Weltausllellungen vorgeführt.
Eine von Carbonier exponirte verbefferte Flachltuhl-Strickmafchine, nach
dem Syllem Lamb, dürfte als eine der bellen Familien-Strickmafchinen angefehen
werden, indem ohne Schwierigkeit Alles darauf erzeugt werden kann, ohne
mit dem Nadelfyllem in Collifion zu gerathen.
Es ift zu bedauern, dafs auf der Wiener Weltausllellung die Familien-
Strickmafchine von Hinkley nicht ausgellellt war. Diefe llrickt mit einer ein
zigen Nadel 4—5000 Mafchen per Minute, ift zum Auf- und Abnehmen des Stoffes
eingerichtet, zeichnet fich durch fehr leichte Handhabung aus und hat einen Preis
von 25 Dollars, während alle anderen Sorten das Drei- bis Vierfache koften.
Die Leiftungsfähigkeit der oben angeführten Linear-Strickmafchine von
Lamb und von Carbonier ift derart entwickelt, dafs fie durchfchnittlich 20 P a a r
F rauenftrümpfe per Tag, jedoch nur von Baumwoll-Strickwolle Nr. 16, 18 bis 20
liefern. Am ficherften und fchnellften arbeiten diefe Mafchinen mit Schafwoll-Garn.
Wenn nun auch keine wefentlichen Neuerungen bei den Rundftühlen fich
gezeigt haben, fo ift es nicht zu leugnen, dafs diefe Mafchinen doch vereinfacht
und in eine bequemere Handhabung gebracht wurden, auch in der Durchführung
gegenüber den früheren derartigen Mafchinen ganz bedeutende Verbefferungen
eingeführt worden find. Eine wefentlich wahrnehmbare V erbefferung oder
eine Neuerung im Principe haben wir nicht gefunden.
Die endlich in diefe Gruppe noch gehörigen und zur Ausllellung gebrachten
Stickmafchinen gehörten derChemnitz er Stickmafchinen-Fabrik und den
St. Georger Mafchinen-Werkftätten bei St. Gallen in der Schweiz an. Aus diefem
Kreife hatten fich fechs Ausfteller betheiligt: Die Mafchinenfabrik
St. Georgen, Gebrüder R e n n i n g e r in Niederuzwyl (St. Gallen), C. Burk
hard (St. Gallen), Grüninger & Ebneter (St. Gallen), S aure r F. & Söhne
in Arbon bei St. Gallen.
Die von diefen Firmen colledliv exponirte Mafchine zeichnet fich befon-
ders dadurch aus, dafs fie eine fehr vereinfachte Conftrudlion hat, die Nadel
halter unfehlbar fundlioniren, der Fadenabfchneider vollkommen arbeitet und die
ganze Mafchine derart conftruirt ift, dafs keine Fundirung nöthig wird. Auch
arbeitet fie doppelt. Die Mafchine hat 208 Nadeln, die in ihrer präcifen Thätig-
keit in einer Breite von drei Metern arbeiten. Diefe Mafchinen aus den bezeich-
neten Fabriken finden in England bedeutenden Abfatz. Die Preife find fehr billig
geftellt. Eine complete Mafchine fammt Feftonnier- und Bohrapparat kommt auf
1280 Gulden zu liehen.