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Dr. Emil Teirich.
fonftigen Speckftein-Induftrie, als Erfatz der Chamotte zugefetzt wird. Der Erfolg
ift ein gelungener und wird unterftützt durch Anwendung guter Modelle, meift antiker
Nachbildungen und eine fehr faubere Arbeit. Diefe billigen Waaren, von einem
eigenthümlich gleichförmigen, mattgelblichen Farbenton haben fich auch in
Oefterreich bereits einen kleinen Markt erworben.
Aufser den genannten Fabriken ftellte namentlich in Deutfchland eine
grofse Reihe von Ziegelwerks-Befitzem auch die Anfänge einer Terracotta-Induftrie
aus, die zumeift nebenher betrieben, fich auf die allereinfachften Bauornamente
befchränkt. Da gewöhnlich ein tüchtiger Modelleur fehlt, trägt oft auch das
Ornament den Stempel des Unverftandenen.
Von den befferen Fabriken diefer Art fei die Dithmer’fche Ziegel-
und Thonwaarenfabriks-Actiengefellfchaft in Rennberg (Schleswig-
Holftein) genannt, die recht gute rothe Verblendfteine und Bauornamente ausgeftellt
hatte. Für jene Gegend, und die dortigen Bedürfniffe des Rohbau-Stiles, ift diefe
Fabrik von Wichtigkeit und gutem Einflufs. Weniger gut war wohl Naumann's
(Plottendorf, Altenburg) Candelaber etc. gerathen, fowie die Verfuche mancher
Anderer die hier füglich übergangen werden können.
Ein eigenthümliches Genre der Terracotta-Induftrie vertraten drei Aus-
geller Dänemarks, deren Erzeugniffe fich im Wefentlichften antiken Vorbildern
fo eng als möglich anlehnten, oder,' was mitunter genug fchlimm ausfällt, antike
Formen in etwas willkürlicher Weife mit naturaliftifchen Motiven zu verfchmelzen
fuchten. Die ganze Sammlung diefer Terracotten, welche aus einem fchwach
gebrannten gelblichen oder rothen Thon von grofser Feinheit angefertigt lind und
deren Bemalung nicht eingebrannt, fondern mit Lackfarben hergeftellt ift, machte
den Eindruck des Nüchternen, Kalten. Jedenfalls mufs das Streben diefer Induftrie
darauf gerichtet fein, mit Emailfarben zu decoriren, und die Lackfarben, welche frei
lich ganz wefentlich die Fabrication erleichtern und vereinfachen, zu verbannen.
Der lang renommirten Fabrik von P. Ipfen’s Witwe in Kopenhagen
gebührt unftreitig der Vorrang. Mit einer feltenen Präcifion malt der Künftler
Angelonia dort die leichtflüffigen, farbenprächtigen Decors, griechifches, egyptifches
und etruskifches Vafenornament. Aber auch ganz intereffante nordifche Motive
werden verwerthet. Die Fabrik, welche auchfigurale Terracotten, Statuetten u. dergl.
nach guten Vorbildern, zumeift nach Thorwaldfen, erzeugt, fügte jeder derfelben
gewiffenhaft den Namen des componirenden oder ausführenden Künftlers an, was
zur Nachahmung empfohlen fein mag.
Georg Heffe fowie V. Wendrich, beide gleichfalls in Kopenhagen,
fchliefsen fich ganz der gefchilderten Richtung an, fie erreichen zwar nicht völlig
die erftgenannte Firma, aber es find auch diefe Leiftungen, welche fich auf gelum
gene Imitation antiker Gefäfse beziehen, lobenswerth und verdienten bei uns folche
Beftrebungen eine Nachahmung.
Eine einzige Fabrik, die Sandbergaard Teglwerk von Meyer in
Kolding, ftellte Formfteine zu Bauzwecken aus, gelblich weifs, fandig, aus leicht
zerreiblicher Malle plump geformt. Bei folcher Qualität will uns der Preis von
14 Rigsdaler für ordinäre und jener von 30 per mille franco Fabrik für Fagonfteine
(210.100.60 Millimeter) hoch genug erfcheinen.
Die Niederlande und Holland repräfentirten vollftändiger ihre bedeu
tende Ziegelinduftrie, welche namentlich der Bauunternehmer A. N. de Lint aus
Delft in den verfchiedenften Muftern uns vor Augen führte. Meift waren es Ziegel von
fehr kleinem Formate, das kein einheitliches ift und von 150 bis 170 Millimetern
Länge einerfeits bei den Iffel und Friefifchen Steinen, dann aber zwifchen 180
und 200 Millimetern bei den Utrechter Typen fchwankt. Selten waren die Ziegel
fehr präcife geformt, eine grobkörnige Sandfchichte, die fie umgibt, hindert diefs.
Dabei ift die Farbe von Dunkelbraunroth bis ins Gelb ziehend und für den Werth
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