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Volltext: Leder (Gruppe VI, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

Leder. 
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Farbe auszeichneten. Ift diefe Farbe das Ergebnifs des Gerbemateriales, fo wäre 
folches für Sianche Zwecke fehr zu empfehlen. Die anderen, fowohl lackirten als 
gefärbten Leder, liefsen Manches zu wlinfchen übrig. Bemerkenswerth waren die 
von Dr. Herrn an in Rio Grande da Sul ausgeftellten Möbel aus geprefstem 
Leder. Die Prellung des Leders war eine aufserordentlich fcharfe und die aus 
geprägten Arabesken durchaus im edlen Stile' gehalten. Wie wir erfahren, hat 
Herr Dr. Herntan diefe Induftrie dort eingeführt und fich dadurch gewifs ein 
grofses Verdienft erworben. Es wäre wünfchenswerth, wenn Näheres über die Art 
des Verfahrens bekannt würde. 
Vom Cap der guten Hoffnung hatte der bekannte rührige öfterreichifche 
Conful Adler in Elifabethport Mufter von lohgarem Schaf- und Ziegenleder ein 
gefchickt. 
Wenn wir nun aus dem bisher Gefagten ein Refume ziehen wollen über die 
Leiftungen der Lederfabrication jener Nationen, die in hervorragenderer Weife 
auf der Wiener Weltausftellung vertreten waren, und über ihre Fortfehritte feit 
der Weltausftellung in Paris, fo fehen wir, dafs bei der Sohlenleder-Gerberei doch 
jene das Bette erzeugen und auch wahrfcheinlich das günftigfte Refultat erzielen, 
die am zäheften an der alten Methode der Sauer- oder Grubengerbung fefthalten, 
wie diefs die guten deutfehen und belgifchen Gerber thun; dafs dagegen das fchönft 
Appretirte jene liefern, die die betten Mafchinen dazu haben wie die Franzofen. 
Nur die öfterreichifchen Gerber haben theilweife eine principielle Aende 
rung ihrer Fabricationsweife unternommen. 
So fonderbar es auch klingen mag, fo hat die Lederinduttrie die Fort- 
fchritte, die feit 1867 gemacht, nicht fich felbft, fondern der verbefferten Hilfs- 
mafchine, alfo der Mechanik zu verdanken, welche Fortfehritte wir in dem ver- 
beffertem Klopfhammer, der Ausftofsmafchine und anderen Hilfswerkzeugen von 
Berendorf in Paris in den Walzwerken von Ebeling & Schwarzenbach 
ferner in den diverfen Mafchinen von F r e i in Wien und Anderen ausgeftellt fahen. 
Was von der Sohlenleder-Gerberei gefagt wurde, gilt auch von der Ober 
leder-Gerberei, wenn auch hier mit Ausnahme. In der Zurichterei wurden ver- 
fchiedene Verbefferungen eingeführt und auch hier hat die öfterreichifche Leder- 
induftrie die bedeutendften Fortfehritte gemacht, wenn auch vielleicht nur darum, 
weil üe den weiteften Weg zu machen hatte, ihre vorgefchrittene Concurrenten 
einzuholen. 
In der Kuhleder-Zurichtung ift die öfterreichifche Lederfabrication ihren 
Collegen mindeftens ebenbürtig, wenn fie auch wohl ungünftigere Gewichtsrefultate 
erzielt, als die franzöfifchen und belgifchen Gärber, die auch hier noch an der 
fauren Gährung fefthalten. Ebenfo dürfte fie in der Zurichtung von Ziegenledern 
der deutfehen wenigftens nicht nachftehen, auch in dem Hauptfortfehritte der 
Färberei; in der Anwendung der Anilinfarben ift die öfterreichifche Lederinduftrie 
ebenfalls nichts zurückgeblieben. 
Eigenthümlich ift es, dafs es noch manche Artikel gibt, die in Oefterreich 
noch faft gar nicht erzeugt werden, obgleich alle Fadloren dazu vorhanden find 
und Spaltmafchinen hier fchon länger und in ausgedehnterem Mafse verwendet 
werden als in Deutfchland ; es find diefs Wagenverdeck-Leder und Rofsleder in 
der Verwendung als Schuhleder. 
Worin die öfterreichifche Lederinduftrie fich mit keinem ihrer Nachbarn 
meffen kann, was um fo auffallender ift, als uns die Natur mit den Rohmaterialien 
befonders begünftigte, das ift die Lackleder-Fabrication. Unfere rohen Kalb 
felle gehen trotz des Ausfuhrzolles nach Deutfchland und Frankreich , und 
kommen trotz des hohen Einfuhrzolles fabricirt wieder herein, ja, man könnte 
fagen: wir fchicken die rohen Kalbfelle und die Lohe hinaus, da die Ausfuhr der 
letzteren ebenfalls eine enorme ift, blofs um unferen Nachbarn mit dem Arbeits 
löhne tributär zu bleiben.
	        
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