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Volltext: Papier-Industrie (Gruppe XI), officieller Ausstellungs-Bericht

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Emil Twerdy. 
lichften Holzarten find: Fichte, Tanne und Aspe. Das Aspenholz gibt ein fehr 
fchön weifses, jedoch zu weiches Produkt, und erhält das Papier bei Mifchungs- 
verhältniffen, wo Fichtenholz noch fehr glattes, klangiges Papier liefert, bei Anwen 
dung von Aspe einen lockeren, fchwammigen „Griff“ und rauhes Ausfehen. Hin 
gegen kann man mit gleichem Kraftaufwand und gleichen Apparaten um 36 bis 40 
Percent mehr Aspenftoff fchleifen als Fichte oder Tanne. 
Ein fehr beliebter Ausweg, der fo-wohl dem Schleifer als dem Papierfabri 
kanten dient, ift das Mifchen von Aspen- mit Fichtenholz, und zwar derart, dals 
nach je 3 oder 4 oder 5 Fichtenholz-Klötzen, 1 Aspenholz-Klotz in die Bremskam 
mern des Defibreurs eingelegt und dieMifchung fomit fehr intenfiv erhalten wird. 
Die wefentlichfte Bedingung zur Erzielung einer feinen und gleichmäfsigen 
Fafer ift bei guter Conftrudtion und Ausführung, fowie möglichfter Stabilität des 
Schleifapparates, ein guter, feinkörniger Schleifftein und fein oftmaliges Schärfen. 
Bei den meiften bisher ausgeführten Schleifapparaten mit horizontaler Achfe 
find mechanifche Steinfchärf-Vorrichtungen noch nicht in Anwendung gekommen, 
dagegen zeigt der von der Firma Th. & Fi. Bell ausgeftellte Apparat mit um eine 
fenkrechte Achfe rotirendem Stein die Anwendung einer folchen, und es fteht wohl 
zu erwarten, dafs der Schärfapparat in entfprechender Modification auch bei dem 
erftgenannten Syftem zur Anwendung gelangt. 
Um den Stoff rafch und ficher vom Stein abzufpülen, der dadurch wefent- 
lich angriffsfähig erhalten wird, ift eine reichliche Menge unter Druck eingefpritz- 
ten Waffers nöthig, und ■werden zu diefem Zw r ecke bei guten Apparaten hinter 
jeder Bremskammer Spritzrohre eingefetzt. Leider trifft man noch vielfach mifs- 
lungene Imitationen Völter’fcher Apparate, welche fich mit einem einzigen Ein- 
fpritzhahn begnügen, und deren verfehlte Conftrudlion es aufserdem bedingt, 
dafs der Oberbau, diefer wichtigfte und complicirtefte Theil der Mafchine, bei 
jedesmaligem Wechfel des Steines demontirt werden mufs, ein Umftand, der bei der 
fchwierigen und oft nicht immer genauen Wiedermontirung leicht von nachthei 
ligen Folgen für den Betrieb begleitet fein kann, und als ein entfchieden grober 
Fehler bezeichnet werden mufs. 
Eine fernere Vervollkommnung der Defibreurs befteht in der Anbringung 
einer Stellvorrichtung, wodurch die, die Bremskammer bildenden Platten einen 
fehr genauen Anfchlufs an die Peripherie des Schleiffteines erhalten, und das 
Splittern des Schleifklotzes, mithin Stoffverluft vermieden wird. 
Das Anpreffen der Bremsplatten an den Schleifklotz erfolgt bei den neuen, 
guten Mafchinen nur mehr durch Wirkung von Hebeln, Rollen und Gewichten. 
Einen nicht minder wichtigen Einflufs auf die Qualität des Stoffes, als der 
Defibreur, nimmt die Conftrudlion und Behandlung derRaffinir- und Sortirapparate. 
Zur Ausfcheidung der groben Splitter werden Cylinder oder Schüttelfiebe ange 
wendet, jedoch verdienen die letzteren, welche wie Knotenfänger fungiren, ent 
fchieden den Vorzug vor den Cylindern, weil ihre Anfchaffung nicht nur billiger, 
fondern auch die Reinhaltung leichter möglich ift. 
Die eigentliche Scheidung des Stoffes in fertiges und in der Raffinirung 
zu unterziehendes Produdt erfolgt noch immer am beften durch ein Syftem von Cylin 
dern, die mit verfchieden mafchigem Meffingdraht-Gewebe überfponnen find. Der 
Prima-Holzftoff, das heifst, derjenige, deffen Vorkommen im Papiere mit freiem 
Auge nicht erfichtlich ift, hat einen ungleich höheren Werth als die Secundawaare. 
Erftere kann mittelfeinen Druck-, Schreib-,Tapeten-, feinen Packpapieren 
fowie Affichen bis 60Percent, fogar Cigarrettenpapieren bis 20 Percent zugetheilt 
werden, ohne dafs die Papiere an Güte verlieren. Secunda*Holzftof£ hingegen 
macht felbft durch geringe Beimifchung die Papiere auffallend rauh und brüchig, 
und findet defshalb nur zu ordinären Papieren Verwendung. Jeder Fabrikant 
kennt die enormen Calamitäten, welche ihm daraus erwachfen, wenn fchlecht 
fortirter Holzftoff zu feineren Papiergattungen verwendet wird, und der fertige 
Bogen ftatt des gehofften glatten, ein bürftenähnliches Ausfehen zeigt. Die Neue-
	        
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