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Volltext: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Gruppe XVI, Section 2), officieller Ausstellungs-Bericht

Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen. 
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In rafcher Folge erlebten wir die wiehtigften Neuerungen und gediehen 
diefelben unter den gefchulten Händen erfahrungsreicher Fachmänner binnen 
Kurzem zur Reife. Theorie und Praxis gingen dabei Hand in Hand, und kamen fo 
über manches Hindernifs hinweg, das vor wenig Jahren noch unüberlteigbar 
fchien. Den Beweis hiefür liefern jene Syfteme, welche in den verfchiedenen 
Staaten zur Heeresbewaffnung eingeführt worden find. Wenngleich noch nicht alle 
derfelben ihre Kriegstüchtigkeit auf dem Schlachtfelde bewiefen haben, fo darf 
man fie dennoch mit Rückficht auf die ftrengen Proben, denen fie unterworfen 
wurden, durchgehends als feldtauglich anerkennen. 
Die Technik finnt übrigens ungeachtet fo fchöner Erfolge noch immer auf 
Verbefferungen oder Neugeftaltungen, ein Zeichen, dafs der Höhenpunkt der Ver 
vollkommnung des Waffenwefens noch keineswegs als erreicht zu bezeichnen ift. 
Dafs das Streben nach Vervollkommnung der Handfeuerwaffen allfeits ein 
reges fei, wurde durch die Ausftellung dargethan. Diefelbe war zunächft mit allen, 
in den grofsen continentalen und überfeeifchen civilifirten Staaten eingeführten, 
derlei Waffen befchickt, aufserdem aber waren nicht nur mehr oder weniger glück 
liche Modificationen diefer Syfteme, fondern in mehreren Ländern auch Verfuche 
neuer Conftrudlionen ausgeftellt. Letzteres bezieht fich insbefondere aufRevolver, 
bei denen in den Details fehr finnreiche und zweck’entfprechende Verbefferungen 
zu fehen waren. 
Da über das Wefen der Ordonnanzwaffen, fowie über deren balliftifche 
und fonltige Eigenfchaften bereits eine weiterverbreitete und eingehende Fach 
literatur Aufklärung gibt,* fo werden wir von denfelben im Einzelnen hier abfehen 
und uns nur mit den unter den exponirten Militärgewehren befindlichen, weniger 
bekannten Syftemen und Projekten und mit den wichtigeren Abänderungen an 
bereits beftehenden Syflemen befchäftigen. 
Oefterreich war im Fache der Kriegs-Handfeuer-Waffen auf der Aus- 
flellung durch die Waffenfabriks-Actiengefellfchaft in Steyer und 
durch die Wiener Firma Leopold Gaffer in würdiger Weife vertreten. 
Die Waffenfabrik** hatte öfterreichifche Infanteriegewehre und 
Karabiner mit W e rn d 1 - V e rfc h 1 u fs, welche bereits die neueften V e r- 
b e ffe r unge n am Verfchlufsmechanismus, Abzüge, an der Schäftung 
u. f. w. aufwiefen, wovon wir fpäter die Details mittheilen, ferner Gendarmerie 
gewehre nach dem R ep e t i r fy fl eme Fruhwirth exhibirt. 
Die aufserdem noch ausgeftellt gewefenen Privatgewehre WerndPfchen 
Syftems mit den verfchiedenen Bellimmungen für Jagd, Bewaffnung von Bürger 
corps und dergl. mit ihren demzufolge an Kaliber und Schäftung einigermafsen 
geänderten Einrichtungen übergehen wir als der Tendenz diefes Berichtes ferne 
liegend. Was nun die früher erwähnten, das Princip des WerndPfchen Verfchluffes*** 
berührenden Modificationen, fowie die Aenderungen an der Schäftung etc., anb"'- 
* Zu den feit der Parifer Auskeilung in den gröfseren Staaten angenommenen Gewehr- 
fykernen, welche zufolge der über fie bekehenden Literatur dem Fachmanne nicht fremd 
geblieben fein können, gehören: Werndl (Oekerreich), H e n r y - M a r t i n i (England), Beau 
mont (Niederlande), Vetterli (Einlader- und Repetirwaffe, Schweiz, modificirt Italien), 
B erd an (Rufsland), Werder (Baiern). 
Preufsen hat in letzter Zeit das Sykem Maufer (einen für Metallpatronen eingerich 
teten, dem Chaffepot und Beaumont verwandten Selbkfpanner kleinen Kalibers) acceptirt, 
behandelt jedoch dasfelbe bis jetzt noch mit folcher Zurückhaltung, dafs hierüber verläfsliche 
Publicationen dermalen nicht zur Verfügung kehen. 
** Die Waffenfabrik in Steyer bekeht feit dem Jahre 1830 und ik feit dem Jahre 1869 
im Befitze einer Actiengefellfchaft. Sie gehört zu den gröfsten Etabliffements für Handfeuer- 
waften-Fabrication auf dem Continente, und befchäftigt bei vollem Betriebe 3000 Arbeiter. Eine 
Filiale derfelben mit einer jährlichen Produdtionsfahigkeit von 60.000 Stück Gewehren befindet 
fich in Pek. Die Werke in Steyer find im Stande, wöchentlich 5000 Gewehre jeden Sykems 
fertig zu keilen. Der Confum an Material betrug im Jahre 1872 : 24.996 Wiener Centner Stahl, 
3460 Wiener Centner Eifen, 1143 Wiener Centner Mafchinen-Gufstheile, 1069 Wiener Centner 
Oel, i4'454 Wiener Centner Mineralkohle und 81.000 Wiener Metzen Holzkohle. 
*** Modell 1867.
	        
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