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Volltext: Das gewerbliche Unterrichtswesen (Gruppe XXVI, Section 4), officieller Ausstellungs-Bericht

Das gewerbliche Unterrichtswefen. 
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Auf die anderen , übrigens fehr tüchtigen heffifchen Ausfteller von Lehr 
mitteln wirkte die Nachbarfchaft des grofsen Schröder’fchen Schrankes drückend. 
So auf die von Zeichenlehrer L. W. Möfer in Darmftadt ausgeftellten Unter 
richtsmodelle für Geometrie, darftellende Geometrie und perfpedlivifches Zeichnen 
und auf die Ausftellung von Zeichen-Werkzeugen der Fabrik von Friedrich 
L off er in Darmftadt. 
Ferner waren von Lehrmitteln Vorlegeblätter für den Zeichenunterricht an 
gewerblichen Fortbildungsfchulen durch die grofsherzogliche „Centralftelle 
für die Gewerbe und den Landes-Gewerbeverein“ in Darmftadt, welche Heraus 
geberin derfelben ift, zur Ausftellung gebracht worden In diefen, auch aufserhalb 
Heffens verbreiteten und rühmlich bekannten Vorlegeblättern, wie in den von 
derfelben Centralftelle exponirten Schülerarbeiten der Handwerker-Schulen kam 
eine gediegene ftiliftifche Richtung zum Ausdrucke, und war befonders ein fein 
und doch ziemlich kräftig entwickelter Farbenfmn um fo erfreulicher zu bemerken, 
als diefer leider in der Regel in anderen ähnlichen deutfchen Arbeiten vermifst 
zu werden pflegt. Durch guten Gefchmack ragten insbefondere die Entwürfe 
einiger Möbel, eines Fächers und eines Kruges hervor. Uebrigens waren in noch 
bedeutenderer Zahl tüchtige Schulerarbeiten baugewerblicher und mafchinen- 
technifcher Art da. Die Schreibhefte von zahlreichen heffifchen Handwerker- 
Schulen, welche zur Einficht auflagen, gaben den vortheilhafteften Begriff von den 
Erfolgen des an diefen Anftalten ertheilten elementaren Fortbildungsunterrichtes. 
Endlich hatte das „Comite für Frauenbildung und Erwerb“ in 
Darmftadt einige Proben von Frauenarbeiten aus Schulen und .dem Alice-Bazar 
ausgeftellt, welche fleh in Zeichnung und Farbe über die Durchfchnittshöhe analoger 
moderner Leiftungen von anderwärts nicht erhoben , aber auch nicht durch 
Bizarrerien die Blicke auf fleh zogen, wie das bedauerlicher Weife mehreren 
derartigen Schulausftellunen im deutfchen Unterrichtspavillon nachgefagt 
werden kann. 
Königreich B ai e rn. Unter den aus Baiern zur Ausftellung gekommenen 
Unterrichtsmitteln erregte bei der Mehrzahl der Befucher die gröfste Aufmerkfam- 
keit eine vomZeichmmgsinftituts-Inhaberjacob Filferin München exponirteSamm- 
lung von 150 Naturabgüffen in Gyps von Blättern und Pflanzen in verfchiedenen 
Motiven. Die Anfichten der Fachmänner über diefe Unterrichtsmittel waren aber 
getheilt. Zwar mufste die fchöne , forgfältige Ausführung der. Pflanzenabgüffe 
allgemein anerkannt werden, bezüglich der Frage jedoch, ob diefe Gypsmodelle, 
welchen auch bei forgfältigfter Behandlung eine gewiffe Steifheit nicht benommen 
werden kann , für den Zeichenunterricht empfehlenswerth feien , gingen die 
Meinungen auseinander. Und in der That fcheint die diefen Abgüffen anhaftende 
leblofe Starrheit wenig geeignet, den Schüler zum Erfaßen und zur Wiedergabe 
des wahren Charakters des Blattes und der Pflanze anzuleiten. 
Ferner hatte die Mafchinen-Werkftätte der königlichen Kreis-Gewerbe- 
fchule in Würzburg hübfehe Modelle von Mafchinenelementen für den Unter 
richt im Mafchinenzeichnen ausgeftellt und floh dadurch als wohldotirte Anftalt 
ausgewiefen. Ob an diefer Schule das Syftem herrfche, nur nach plaftifchen Modellen 
und nie nach Vorlagen zu zeichnen, konnte hieraus nicht mit Sicherheit gefolgert 
werden. Löblich wäre aber folches Syftem jedenfalls. 
Aufserdem befanden fleh einige Lehrmittel für gewerblichen Unterricht in der 
Expofltion der baierifchen Volksfchulen und in der vom „Polytechnifchen 
C entfalverein für Unterfranken und A f ch a ff e n b u r g“ veranftalteten 
Ausftellung. Kaum beachtenswerther als diefe fleh in allen Aufteilungen gewerb 
licher Schulen gleichartig wiederholenden Lehrmittel waren die von demfelben 
Vereine exponirten, meift nach veralteten Figuren- und Landfchaftsvorlagen 
fchlecht gemachten, übermäfsig ausgeführten Schülerarbeiten der unterfränkifchen 
Fortbildungsfchulen , der höheren Zeichen- und Modellirfchule in Würzburg und 
der Holzfchnitzer-Schule in Bifchofsheim vor der Rhön. Die Arbeiten der letztge-
	        
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