MAK

Volltext: Die chemische Grossindustrie (Gruppe III, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

16 
Dr. A. Bauer. 
Gegenüber Weldon ’s Wiedergewinnungs-Verfahren, welches in fo grofs 
artigem Mafsftabe bereits in die Induftrie eingeführt ift, treten andere derartige 
Vorfchläge mehr in den Hintergrund. Uebrigens verdient in diefer Beziehung auch 
Kuhlmann’s Methode vollfte Beachtung. Das Princip derfelben erhellt aus 
Folgendem : 
Erhitzt man falpeterfaures Manganoxydul auf 200 Grad Celfius, fo hinter 
bleibt reines Manganfuperoxyd und es entweichen die Zerfetzungsprodudle der 
Salpeterfäure, namentlich Stickftoffoxyd, welches mit Luft gemifcht auf gefälltes 
Manganoxydul geleitet mit diefem unter Oxydation wieder falpeterfaures Mangan 
gibt, welches neuerdings Superoxyd bildet etc. 
A. Oppenheim * hat übrigens fchon im Jahre 1868 über einen ähnlichen 
Procefs referirt, welcher in der Sodafabrik zu Dieuze in Anwendung fleht und 
mit der Wiedergewinnung von Schwefel aus den Sodarückftänden in Verbindung 
gebracht ift. Das Schwefelmangan wird aus den, Manganchlorid und Chlorcalcium 
haltenden Rüekftänden, mittelft, Calciumpolyfulfurete haltender, gelber, Lauge 
gefällt, auf Filtern gefammelt, gewafchen, getrocknet und geröftet. Die fich hiebei 
entwickelnde fchwefelige Säure wird in die Bleikammer geleitet und der Mangan 
oxydul, Manganfuperoxyd und Manganvitriol haltende Rückftand mit Natron- 
falpeter gemengt und erhitzt. Es bildet fich hiebei Glauberfalz und falpeterfaures 
Manganoxydul, welches fofort in Manganfuperoxyd und Unterfalpeterfäure zerfällt, 
welch’ letztere in die Bleikammer geleitet werden kann. Der Rückftand wird 
durch Auslaugen auf Glauberfalz und eine dem Braunftein gleichartige, jedoch 
eifenfreie Sauerftoffquelle verarbeitet. 
Nach Richter’s** enthält diefer Rückftand circa 55 Percent Mangan- 
Superoxyd. Derfelbe Forfcher macht jedoch auf zwei wichtige, diefen Procefs 
betreffende Punkte aufmerkfam. Erftens ergibt fich ein Uebelftand darin, dafs 
bei Durchführung des Verfahrens leicht mehr Unterfalpeterfäure erzeugt wird, 
als die Schwefelfäure-Fabrik verbrauchen kann und zweitens, könnte der ober 
wähnte Rückftand mehr Superoxyd enthalten, wenn er bei niedrigerer Temperatur 
erhalten würde, als thatfächlich gefchieht, da eben das Superoxyd des Braun- 
fteines fchon bei 360 Grad Celfius namhafte Mengen von Sauerftoff verliert. 
Was den erften Punkt anbelangt, fo kann wohl, im Falle einer voll 
kommenen Zerfetzung, die ganze Salpeterfäure-Menge des Salpeters als folche, 
beziehungsweife als falpetrige Säure, wiedergewonnen werden, allein bezüglich 
des zweiten Punktes mufs erwähnt werden, dafs es nicht gelingt die Zerfetzung 
des Röftgutes mit falpeterfaurem Natron bei einer Temperatur zu Ende zu 
führen, welche fo niedrig wäre, dafs das Superoxyd nicht bedeutend an Sauer- 
ftoff verlöre. Richters fchlägt demnach vor, anftatt des Röftgutes, den 
urfprünglichen, oxydirten, aus freiem Schwefel und Manganoxydul-Oxyd beftehen- 
den Niederfchlag mit Schwefel-Kohlenftoff zu behandeln, den Schwefel zu löfen 
und das rückftändige Oxyduloxyd mit Salpeterfäure zu behandeln. 
Die Anwendung der Salpeterfäure zur Regenerirung des Braunfteines 
wurde übrigens fchon vor mehr als zehn Jahren von Schlöfing empfohlen. 
Von Vorfchlägen zur anderweitigen Veiwerthung der flüffigen Rückftände 
der Chlorbereitung wollen wir hier nur das S ch affn e r’fche Verfahren erwähnen. 
Er fällt die Manganlauge mit Kalk , calcinirt den Niederfchlag und ver 
wendet das fo erhaltene eifenhaltige Manganoxydul-Oxyd als Zufchlag beim 
Hochofen-Betrieb, wodurch ein manganhaltiges und vornehmlich zum Beffemer 
procefs geeignetes Eifen erhalten wird. In jüngfter Zeit wurde auch vorgefchlagen, 
aus diefen Rüekftänden ein Braunftein-Surrogat für Glasfabriken zu bereiten. *** 
* Berichte der deutfehen chemifchen Gefellfchaft. 1868. Pag. 247. 
** Dxngler's Journal. Bd CXCII, p. 133. 
*** Dingler's Journal. CCVIII, p. 397.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.