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I?r. Mofetig von Moorhof.
erfüllen hat, ift nicht blofs die, die zu Transportirenden üherhaupt bequem
aufnehmen zu können, fondern fie mufs auch den Kranken ficher zu befeftigen
erlauben und ihn vor Witterungseinflüffen und den Blicken Neugieriger bewah
ren. Alle diefe Poftulate fallen bei der Feldtrage weg, indem man diefe Bedin
gungen nicht erfüllen kann, ohne die Trage felduntüchtig zu machen. Sie dienen
aber auch nur für Verwundete, die man den Blicken der Umflehenden und
Paffanten nicht zu entziehen braucht, denn diefe find wahrlich an Jammerfcenen
fchon gewöhnt und gewifs zu allem anderen als zur zwecklofen Neugierde dispo-
nirt. Man wird nun den Ausdruck r e 1 at i v, den ich früher für gewifTe accef-
forifche Beftandtheile einer Trage benützt habe, begreifen. Diefe Beftandtheile
find nemlich wohl für Tragen im Allgemeinen accefforifch, fpeciell für Stadt
tragen find fie aber abfolut nothwendig, eine conditio sine qua non.
Eine Stadttrage wird alfo Fixirgurten und Bedachung haben
müffen, auch Fufsbretter, Matratzenlager, ifolirte Kopfpolfler,
D e c k en etc. wird fie haben können, man hantirt ja damit nicht mit Ueber-
ilürzung und Blitzesfchnelle wie im Kriege, fondern mit Mufse und Bedacht, und
braucht auch nicht ängftlich das Gewicht der Trage zu bemeffen, denn als Träger
nimmt man meiftens ftarke Männer oder benützt vier ftatt zwei Träger, und diefe
find auch nicht fo erfchöpft wie die Verwundetenträger vor, während oder nach
einer Schlacht.
Die Stadttragen haben demnach gemeiniglich auf einen feilen und foliden
Holzrahmen eine Gurtennetz Unterlage gefpannt und darüber eine paffende Ma
tratze, ferner Kopfpolfler und Decken, Fixirgurten und Fufsbreter, und darüber
eine verfchieden geformte Bedachung, und find entweder zum Tragen allein ein
gerichtet, gewöhnliche Tragbahren oder mit Rädergeftellen verfehene
Räder-Tragbahren. Letztere find wohl die praktifcheften; man fahrt ja damit
auf ebenem Boden oder gar auf gepflafterten Strafsen und genügt ein einzelner
Mann als bewegende Kraft. Natürlich darf das Rädergeftelle mit der Tragbahre
nicht ein Ganzes bilden, fondern beide werden erft bei der Benützung als Fahr-
objecfl miteinander verbunden.
Stadt-Trag bahren find im Sanitätspavillon durch zwei Müller vertre
ten gewefen, eines die Stadttrage des Warfchauer Oberpolizei-Mini-
fters und Generalmajors v. W 1 af o w. Sie ftellt einen ganz abgefchloffenen
Holzkaften dar, welcher einer gewöhnlichen Stadtfänfte ähnlich fieht.
Die innere Einrichtung geftattet das Sitzen fowohl als das Liegen, das
Sitzbret ift nämlich umklappbar. Je nach Verwendung als Sänfte oder Bahre
werden die Tragftangen, die aufserhalb des Kaftens durch eiferne Oefen laufen,
verfchieden angebracht. Sitzt der Kranke, fo werden die Stangen entfprechend
der Querachfe, liegt er, der Längsachfe des Kaftens nach durchgefleckt. Zweck-
mäfsig dünkt mir die Trage keinesfalls, denn in einem fargähnlichen Behäl
ter fall ohne'Lichtund mit wenig Luft dürfte fich ein Gefunder unbehaglich fühlen,
gefchweige denn ein Kranker oder ein Verwundeter, der diefer beiden fo wichtigen
Bedingungen für Leben und Gedeihen in grofsem Mafse bedarf. Auch ihrer Form
nach würden fie eher Tragkaflen als Tragbahre heifsen können.
Beffer ift die Stadt-Tragbahre von Lipo wfky, welche auch für den Sani-
tätsdienfl auf dem Weltausflellungsplatze Verwendung fand.
Ein aus feilem Holze gebauter Rahmen mit Handhaben und Füfsen trägt
auf einem Gurtengeflechte eine dünne Rofshaar-Matratze mit Kautfchukeinlage
und hat Fufsbret, Kopfpolfler und Fixirgurten. Die Bedachung befleht aus
einem viereckigen dünnen Eifengeflelle welches in der Mitte gebrochen, und all-
hier mit Sperrhaken verfehen ifl. Oeffnet man letztere, fo kann man die zwei
Dach-Geftelltheile ähnlich den Kutfchdächern eines Landauer Wagens nach dem
Kopf und Fufsende zu niederklappen, und gewinnt hiedurch die vollfte Zugäng
lichkeit zum Innerraum. Ifl der Kranke beforgt, fchliefst man die Geflelltheile
und bedeckt das Ganze mit einem Ueberzuge aus wafferdichtemStoffe, indem noch
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