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Dr. Wilh. Fried. Gintl.
Im Jahre
1868 .
1869 .
1870 .
1871 .
1872 .
die Einfuhr die Ausfuhr*
3.997 Centner
3-27I
4.694 „
7-794 „
IO.OO6 „
4.429 Centner
4.284 „
2.492 „
2.176 „
3.086 „
In denEinfuhrziffern ift freilich auch Haufenblafe mit inbegriffen, aber es iftbe-
kannt, dafs namentlich der Import an Gelatine und feinerem Appreturleim erheblich
geftiegen ift, während fafl nur ordinärer Leim zur Ausfuhr kam. Unfere Induftriellen
möchten daraus entnehmen, dafs noch Manches zu thun übrig bleibt und füllten
namentlich die Fabrikation feinerer Leimforten nicht länger vernachläffigen.
Ungarn zählte auf dem Gebiete der Leiminduftrie nur wenige Ausfleller
und bot auch qualitativ nichts befonders Bemerkenswerthes. Relativ das Befle
hatte Ad. Schmidt in Kronftadt aufzuweifen. Mindeflens ftand fein Fabrikat an
gewöhnlichem Leim dem anderer Länder nicht wefentlich nach.
Rufslands Leiminduftrie war nur durch zwei Ausfleller vertreten — eine
zu der nicht unerheblichen Entwicklung diefes Induftriezweiges in Rufsland in
keinem Verhältnifle flehende Betheiligung. Nach Matthäi’s „Induftrie Rufslands“
zählte Rufsland zu Ende der fechziger Jahre 102 Leimfiedereien mit 552 Arbeitern
und einer Produktion im Werthe von 152.745 Rubel.
Sind hiebei auch die im Innern von Rufsland, namentlich in den Wolga-
Gouvernements Ssimbirfk, Ssaratow etc., wo es grofse Schlächtereien gibt, beftehen-
den Leimfiedereien eingerechnet, wo die dort lebenden Tartaren in völlig primi
tiver Weife die Gewinnung von Leim, namentlich auch des in Rufsland fehr
beliebten Tafelbouillons, gewiffermafsen als Hausinduftrie betreiben, fo befteht
doch kein Zweifel, dafs namentlich in der jüngften Zeit, wo in Rufsland mehrfach
grofsartige Etabliffements für die Gewinnung von Knochendünger, Spodium-
fabriken etc. entftanden find, auch die Leiminduftrie eine nicht unbedeutende
Ausdehnung gewonnen habe. Trotzdem producirt Rufsland keineswegs eine für den
Eigenbedarf zureichende Menge an Leim und importirt noch erhebliche Maffen des-
felben zunächft aus Deutfchland, Belgien, Frankreich und England (aus Frank
reich namentlich Gelatine). Der Import an Leim repräfentirte im Jahre 1871 den
Werth von 221.559 Rubel, ungerechnet jenen von Gelatine, der fich auf 73.510
Rubel belief.
Liegt in diefen Belegen dafür, dafs Rufslands Bedarf an Appretur-
und Klebemitteln in den letzten Jahren fich erheblich gefteigert hat (1861 wurden
feine Leimforten blos für 6.209 Rubel eingeführt), ein fprechender Beweis für den
Auffchwung, den Rufslands Induftrie allenthalben genommen hat, fo regen folche
Zahlen auch den Gedanken an, dafs Rufsland feinen Reichthum an thierifchen
Abfällen noch nicht in völlig rationeller Weife ausnützt, und ein Produkt, das es
eben fo leicht felbft erzeugen könnte, vom Auslande beziehen mufs, welches feinen
Bedarf an Rohmaterialien vielfach aus Rufsland holt. Indeffen ift in der neueften
Zeit auch hierin Manches beffer geworden, und es fleht noch, wie wir vernehmen,
die Errichtung von mehreren Induftrie-Anlagen bevor, welche der Verwerthung
des Reichthums an Rohmaterialien für Leim und Kunftdüngergewinnung zu
dienen beftimmt find.
Der eine der Repräfentanten von Rufslands Leiminduftrie war M.
Kobyzeff in St. Petersburg. Derfelbe erzeugt neben Leim auch Spodium und
* Wir verdanken diefe, fowie mehrere andere auf den öfterreichifchen Handel bezüg
liche officielle Daten der Freundlichkeit des Herrn Zd. Skraup, welcher die Güte hatte, uns
bei der Sammlung derfelben behilflich zu fein.