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Gruppe VIII. Holz-Industrie.
gewisse Zwecke, insbesondere wo es sich um den Schmuck gebogener
Ilachen handelt, Beachtung verdient. Die Zusammensetzung der an
geblich hier zum ersten Male angewandten Elfenbeinmasse wurde
leider geheim gehalten.
Die wenigen ausgestellten Boule-Arbeiten bestätigten durchaus die
Erfahrungen der Ausstellungen von 1862 und 1867 dahin, dass diese
reiche und schöne Technik in entschiedenem Rückgang begriffen ist.
Weder aus der französischen noch aus der englischen Abtheilung sind
nennenswerthe Beispiele anzuführen. In der deutschen Abtheilung
waren die besseren Arbeiten Copien von Originalen aus der Zeit
Ludwig XIV.: Völkert aus Heidelberg zeigte an einer kleinen
Setzuhr nebst zugehöriger Console Messingeinlage in Schildpatt; der
Dresdner Türpe eine prachtvolle Uhr auf hohem Ständer mit Einlagen
buntgefärbten Elfenbeins in vergoldetem Messinggrund und einen run
den Tisch, Messing in Schildpatt, ohne hervorragenden Werth. Als in
technischer Hinsicht untergeordneter, durch hässliche Zeichnung des
Ornaments zum^Theil vollends entwerthete Leistungen wären hier noch
zu erwähnen eine grosse runde Tischplatte von J. R. Loose in Ham
burg (falsches Rococomuschel- und Blumenwerk aus Messing, Kupfer,
Perlmutter, Schildkrot auf Palisander Grund), ein grosser Tisch von
C. F. Bengelsdorff in Neu-Strelitz (Palisander, Schildkrot und Mes
sing), ein kleiner Schreibtisch von Gustav Böhne aus Berlin, an dem
Messing in ein Surrogat von schreiendem Roth, dem die warme Trans
parenz des echten Schildkrots mangelte, eingelegt war.
Die österreichische Abtheilung zeigte kein Beispiel der Boule-
Technik im eigentlichen Sinne, jedoch einige vortreffliche Beispiele von
Messingeinlagen in Palisander, darunter ein von Zizula in Wien aus
gestelltes Billard, nach einer Zeichnung von Wilhelm Wollanek, die
eingelegte Arbeit von Robert Kleyhonz.
Ein Vernachlässigen der Boule-Technik, ehe dieselbe noch zu dem
technischen Reichthum sich wieder aufgeschwungen hat, zu der sie
im Zeitalter Ludwig XIV. und Ludwig XV. entwickelt worden war,
müsste entschieden beklagt werden. Für Deutschland freilich wird
einer schwungvollen Wiederaufnahme derselben vorläufig noch die ver-
hältnissmässige Aermlichkeit unserer Verhältnisse im Wege stehen.
Die Boule-Arbeit wird nur im Dienste eines Luxus blühen, an dessen
materiellen Voraussetzungen es unseren grossen Städten im Vergleich
mit den Hauptstädten Frankreichs und Englands noch gebricht. Eben
die häufige Verwendung hässlicher Surrogate an Stelle des Schildpatts hat
bei uns wesentlich dazu beigetragen, auch die echte Boule-Arbeit wie
der zurückzudrängen.
Endlich ist an dieser Stelle der W lederaufnahme einer schon im
16. Jahrhundert geübten eigentümlichen Verbindung des Holzintarso
mit der Schnitzerei zu gedenken. Diese Verbindung wird dadurch