MAK

Volltext: Stahl- und Eisenwaaren (Gruppe VII, Section 2), officieller Ausstellungs-Bericht

Metall-Legirungen als Halbfabrikate. 
1)5 
Diefs erklärt die in Oefterreich übliche grofse Mannigfaltigkeit der Metall- 
erzeugniffe und hat zur Folge, dafs die Fabriken, welche fall alle Niederlagen 
in Wien halten, ein Sortiment von über Taufend verfchiedenen Erzeugriiffen vor- 
räthig haben miiffen. Es erfchwert und vertheuert diefs allerdings die Produc 
tion, doch kommt es theilweife wieder dem Exporte zugute, da einzelne noch 
an früheren Gewohnheiten hängende auswärtige Abfatzgebiete hiedurch mit 
erhalten werden 
Die vorbenannten Fabriken Oefterreichs bedürfen im Jahre an i 1 /, bis 
2 Millionen Kilogramm Kupfer und etwa y a Million Kilogramm Zink. Daserflere, 
im Werthe von circa 2 Millionen Gulden, wird faft ausnahmslos vom Auslande 
bezogen; denn obwohl namentlich Ungarn fammt Nebenländern beiläufig die 
gleiche Menge von Kupfer erzeugt, kann diefes doch nicht zu Legirungen, fon 
dem nur unvermifcht verarbeitet werden. 
Die Legirungen erfordern ein weit reineres von Eifen, Schwefel, Phosphor 
und anderen Metallen und Metalloiden freies Kupfer, das mit kleinen Ausnahmen 
(Domokos, Brixlegg) vom Auslande bezogen wird. 
Es find diefs auflralifche und amerikanifche Kupferforten, vor allem aber 
das hochberühmte Mansfelder-Kupfer aus der preufsifchen Provinz Sachfen bei 
Eisleben. Vielleicht wird auch für Ungarn in Folge gröfserer Fortfehritte der 
Induftrie die Zeit kommen, wo es durch Raffinade feines Kupfers einen um 
zehn Gulden öfterreichifcher Währung höheren Preis für ioo Kilo erzielen kann, 
und wenn es auch nur die Hälfte feiner Produktion raffinirt, jährlich eine Mil 
lion Gulden mehr Erlös dafür erhält. 
Der Verkaufswerth der Erzeugniffe der öfterreichifchen Fabriken, welche 
Meffing, Tombak, Pakfong in Blech und Draht erzeugen, worunter wir auch 
jene von Cornides & Comp., die nicht ausgeftellt hatten, zählen, beträgt zwi- 
fchen 5 und 7 Millionen Gulden. 
Der Abfatz findet gröfstentheils im Inlande flatt. Etwa an 12 Percent der 
erzeugten Mengen werden ausgeführt, und zwar nach Italien, dem Orient, nach 
Conftantinopel, Egypten und Oftindien. 
Die Ausfuhr nach Italien, welche früher nach Venedig, der Lombardei, 
dem Kirchenftaat, Neapel und Sicilien von Belang war, hat fich feit dem Verlud 
der Lombardei und Venetiens, dann dem Abfchluffe des öfterreichifch-italieni- 
fchen Handelsvertrages bedeutend vermindert, indem England und Frankreich, 
begünftigt durch billige Fracht zur See, von dem italienifchen Abfatzgebiete 
Befitz ergriffen haben.* 
Die Ausftellung von Halbfabrikaten von Metall-Legirungen war von 
anderen Ländern nur fchwach befchickt. 
* Die meiften der oben benannten Fabriken wurden in früheren Jahrhunderten 
gegründet. 
Das Meffingwerk in Reichraming, gegenwärtig Carl Klein gehörend, früher Eifenwerk, 
war fchon 1604 zum Meffingwerk umgeftaltet. 
Das Meffingwerk Achenrain wurde 1653 von Andre Pranger und Carl Afchauer aus 
Innsbruck gegründet, war längere Zeit Staatseigenthum und gehört gegenwärtig dem Commer- 
cienrathe C. Kulmic. 
Die Frauenthaler Meffingfabrik in Steiermark, gegenwärtig im Befitz von Franz Jofef 
Habtman’s Eidam, wurde 1714 von einem Freiherrn Zehentgrab gegründet und war lange Zeit 
Staatseigenthum. Alle diefe Fabriken erzeugten Gufswaaren oder gehämmerte Meffingbleche, 
da das Walzen vor 1765 nicht bekannt war. 
Die Metallwaarenfabrik zu Nadelburg wurde von der Kaiferin Maria Therefia 1756 
gegründet, gelangte in den Befitz des Grafen Theodor Batthiany, dann im Jahre 18x6 von deffen 
Erben aut Hainifch und ift gegenwärtig Eigenthum des Michael Hainifch. Der Gemal der grofsen 
Kaifenn Maria Therefia, Kaifer Franz I., liefs im Jahre 1765 Matthäus Rofthorn aus England 
kommen, damit er in Oefterreich die Metallknopf-Fabrikation und das Silberplattiren einführe. 
Rofthorn erbaute die erften Metallwalzwerke, auch das erfte Eifenwalzwerk in Oefter 
reich. Seine Söhne errichteten die Fabrik in Oed am Kaltengang, die gegenwärtig von feinen 
Enkeln betrieben wird.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.