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Volltext: Webereimaschinen (Gruppe XIII, Section 2), officieller Ausstellungs-Bericht

Weber eimafchin en. 
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der Stuhlwelle werden nundiebeiden Federfpindeln abwechfelndlangfam gedreht 
und dadurch die Drahtfedern angefpannt. 
Sowie nun der Schützenfchlag erfolgen foll, wird durch einen Daumen an 
der Stuhlwelle ein Gefperre, welches die Federfpindel bisher zurückgehalten hat, 
ausgelöft und durch einen kurzen Arm unter Vermittlung eines Riemens der 
Schützentreiber angezogen, d. h. die Schütze abgefchnellt. Auf der anderen Seite 
des Webftuhles findet inzwifchen in ganz derfelben Weife das Anfpannen der 
anderen dafelbft befindlichen Federfpindel ftatt, um fodann die Schütze zurück 
zutreiben u. f. w. 
Die Anordnung ift eine Verbefferung der unter dem Namen Terrel im 
Jahre 1870 in Amerika patentirten Federfchlagvorrichtung- * 
Zur rafchen Abftellung des Stuhles war ftatt der gewöhnlichen Riemen 
feheiben eine Triebrolle mit der ebenfalls fchon durch ihre Patentbefchreibung 
bekannt gewordenen Allen’fchen Fridtionskupplung ** vorhanden. 
Während wir der Federfchlagvorrichtung einige Bedeutung beilegen, 
glauben wir dagegen nicht, dafs die Dispofition der Triebfeheibe in der vorlie 
genden Form , wiewohl die Kupplung vortrefflich ein- und ausrückt, viel Nach 
ahmung finden wird. Uebrigens ift die Anwendung der Triebrolle mit Friclions- 
kupplung bei Webftühlen nicht neu. 
In gleicher Abficht, nämlich die Schützenbewegung vom fchnellen oder 
langfamen Gang des Stuhles unabhängig zu machen, hat die Firma Gebrüder 
Schmid & Comp, in Bregenz ihre fpeciell für Seidenftoff-Fabrikation 
conftruirten Stühle mit Federabfchlag eingerichtet. 
Hier liegt auf beiden inneren Seiten parallel zu den Geftellwänden des 
Stuhles eine kräftige Feder, welche an einem Ende um einen Zapfen gewunden, 
am anderen lehr lange vorftehenden, freien Ende mit dem Spannhebel verbunden 
ift. Der letztere fpannt bei jedem Umgänge der unteren Stuhlwelle durch einen 
Daumen die Feder, deren Gefperre im Moment des zu erfolgenden Schuffes durch 
die Lade bei ihrem Rückgänge ausgelöft wird. Das Auslöfen der Schlagfeder 
kann auch von Hand erfolgen, fo dafs der Arbeiter beim Anlaffen der Mafchine 
Schufs von links oder von rechts geben kann. 
Schmid hat noch verfchiedene, nicht gering zu fchätzende Verbefferungen 
an feinen Webftühlen angebracht, welche an Ort und Stelle gründlicher kennen 
zu lernen uns leider nicht vergönnt wurde ; trotzdem möchten wir unfere Seiden 
weber auch auf diefe Firma nachdrücklich aufmerkfam machen, welche in ihrer 
Seidenftoff-Fabrik Gelegenheit findet, alle Conftrudtionen vor ihrer Einführung in 
andere Webereien gründlich zu erproben. 
Die Schützenbewegung bei einem 6 7 Meter breiten Webftuhl für S e gel- 
leinwand, welchen die Sächfifche W e b ft uh 1 - F ab r i k (vormals Louis 
Schönherr) in Chemnitz exponirt hatte, erfolgte auf die bei Schönherr- 
Stühlen bekannte Weife, in Rückficht jedoch auf die aufserordentliche Länge der 
Schützenbahn mit doppelt neben einander angeordneten Federn. 
Gröfsere Schwierigkeiten bot bei diefem ungewöhnlichen Stuhle die Her- 
ftellung der paffendften Unterftützung des Kettenbaumes und der Streichbäume, 
welche fich bei fo bedeutender Länge unfehlbar einbiegen und dadurch die 
Leiftung des Stuhles fchliefslich geradezu unmöglich machen würden. Defshalb 
hat Schönherr den langen Kettenbaum getrennt, die beiden Hälften neben 
einander angeordnet und die zufammenftofsenden Enden derfelben in einem 
eigenen gufseifernen Mittelftänder gelagert. Auf diefem Ständer liegt hinten der 
Streichbaum, auf einem unter der horizontal ausgefpannten Kette fich nach vor 
wärts erftreckenden Arm der Bruftbaum und endlich auf einem zweiten nach 
* Vergleiche Scientific American, December 1870, Seite 400 und daraus u.a. in D in gl er’s 
polytechn. Journal, 1871, Band CXCIX, Seite 508. 
** Ebendafelbft, Juni 1871, Seite 390, bezieh. Band CCI, Seite 285.
	        
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