Weber eimafchin en.
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der Stuhlwelle werden nundiebeiden Federfpindeln abwechfelndlangfam gedreht
und dadurch die Drahtfedern angefpannt.
Sowie nun der Schützenfchlag erfolgen foll, wird durch einen Daumen an
der Stuhlwelle ein Gefperre, welches die Federfpindel bisher zurückgehalten hat,
ausgelöft und durch einen kurzen Arm unter Vermittlung eines Riemens der
Schützentreiber angezogen, d. h. die Schütze abgefchnellt. Auf der anderen Seite
des Webftuhles findet inzwifchen in ganz derfelben Weife das Anfpannen der
anderen dafelbft befindlichen Federfpindel ftatt, um fodann die Schütze zurück
zutreiben u. f. w.
Die Anordnung ift eine Verbefferung der unter dem Namen Terrel im
Jahre 1870 in Amerika patentirten Federfchlagvorrichtung- *
Zur rafchen Abftellung des Stuhles war ftatt der gewöhnlichen Riemen
feheiben eine Triebrolle mit der ebenfalls fchon durch ihre Patentbefchreibung
bekannt gewordenen Allen’fchen Fridtionskupplung ** vorhanden.
Während wir der Federfchlagvorrichtung einige Bedeutung beilegen,
glauben wir dagegen nicht, dafs die Dispofition der Triebfeheibe in der vorlie
genden Form , wiewohl die Kupplung vortrefflich ein- und ausrückt, viel Nach
ahmung finden wird. Uebrigens ift die Anwendung der Triebrolle mit Friclions-
kupplung bei Webftühlen nicht neu.
In gleicher Abficht, nämlich die Schützenbewegung vom fchnellen oder
langfamen Gang des Stuhles unabhängig zu machen, hat die Firma Gebrüder
Schmid & Comp, in Bregenz ihre fpeciell für Seidenftoff-Fabrikation
conftruirten Stühle mit Federabfchlag eingerichtet.
Hier liegt auf beiden inneren Seiten parallel zu den Geftellwänden des
Stuhles eine kräftige Feder, welche an einem Ende um einen Zapfen gewunden,
am anderen lehr lange vorftehenden, freien Ende mit dem Spannhebel verbunden
ift. Der letztere fpannt bei jedem Umgänge der unteren Stuhlwelle durch einen
Daumen die Feder, deren Gefperre im Moment des zu erfolgenden Schuffes durch
die Lade bei ihrem Rückgänge ausgelöft wird. Das Auslöfen der Schlagfeder
kann auch von Hand erfolgen, fo dafs der Arbeiter beim Anlaffen der Mafchine
Schufs von links oder von rechts geben kann.
Schmid hat noch verfchiedene, nicht gering zu fchätzende Verbefferungen
an feinen Webftühlen angebracht, welche an Ort und Stelle gründlicher kennen
zu lernen uns leider nicht vergönnt wurde ; trotzdem möchten wir unfere Seiden
weber auch auf diefe Firma nachdrücklich aufmerkfam machen, welche in ihrer
Seidenftoff-Fabrik Gelegenheit findet, alle Conftrudtionen vor ihrer Einführung in
andere Webereien gründlich zu erproben.
Die Schützenbewegung bei einem 6 7 Meter breiten Webftuhl für S e gel-
leinwand, welchen die Sächfifche W e b ft uh 1 - F ab r i k (vormals Louis
Schönherr) in Chemnitz exponirt hatte, erfolgte auf die bei Schönherr-
Stühlen bekannte Weife, in Rückficht jedoch auf die aufserordentliche Länge der
Schützenbahn mit doppelt neben einander angeordneten Federn.
Gröfsere Schwierigkeiten bot bei diefem ungewöhnlichen Stuhle die Her-
ftellung der paffendften Unterftützung des Kettenbaumes und der Streichbäume,
welche fich bei fo bedeutender Länge unfehlbar einbiegen und dadurch die
Leiftung des Stuhles fchliefslich geradezu unmöglich machen würden. Defshalb
hat Schönherr den langen Kettenbaum getrennt, die beiden Hälften neben
einander angeordnet und die zufammenftofsenden Enden derfelben in einem
eigenen gufseifernen Mittelftänder gelagert. Auf diefem Ständer liegt hinten der
Streichbaum, auf einem unter der horizontal ausgefpannten Kette fich nach vor
wärts erftreckenden Arm der Bruftbaum und endlich auf einem zweiten nach
* Vergleiche Scientific American, December 1870, Seite 400 und daraus u.a. in D in gl er’s
polytechn. Journal, 1871, Band CXCIX, Seite 508.
** Ebendafelbft, Juni 1871, Seite 390, bezieh. Band CCI, Seite 285.