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Johann Zeman.
hür ganz einfache Palle, z. B. für ein vier- oder fünffchäftiges Mufter, läfst
man die Rollen ftatt in Kettenfiihrung in eine Trommel einfetzen, welche über
den Schafthebeln in Rotation gebracht wird.
Eine forgfältige Ausführung derMafchine vorausgefetzt, wird der Verfchleifs
der Rollen und der Schafthebel-Köpfe ein minimaler, und fo ergeben fich als
Vortheile der G m i n d e r ’fchen Revolver-Schaftmafchine: feile Bewegung und
unmittelbare Uebertragung derfelben auf die Schäfte; Möglichkeit eines fehr
rafchen Ganges ohne Zucken oder Auslaffen der Flügel; beliebiger Rapport-
wechfel innerhalb weiter Grenzen ; Einfachheit und Verläfslichkeit des Apparates
und andere mehr.
Unter folchen Umftänden können wir uns nur dem Ausfpruche * anfchliefsen,
dafs die Gmi n dn e r’fche Schaftmafchine zu den heften der bekannten Gefchirr-
bewegungen zu zählen ift.
C. Eine durch erprobte und verbefferte Conftrutftionen fehr intereffante und
inftrudlive Colledlion von Bandftühlen hatte die wohlbekannte Mafchinen-
werkftätte von F. Kufsmaul Sohn in Bafel zur Wiener Weltausftellung ein-
gefendet. Wir geben nachftehend eine kurze Ueberficht über die uns weniger
bekannt fcheinenden Eigenthümlichkeiten diefer Stühle, wobei es wohl möglich
fein kann, dafs wir da und dort Bekanntes anführten und neuere Anordnungen
überfahen. Es mag diefs aber dadurch entfchuldigt werden, dafs unfere Literatur
hier sehr wenig aufweift, und uns ein eingehenderes Studium der Bandftühle
überhaupt bisher noch nicht im erwünfchten Mafse vergönnt war.
Der fechsfchiffige, viergängige Seidenband-Stuhl war mit einem
1500er Schnur-Jacquard ausgerüftet, deffen Einrichtung wir bereits weiter oben
(Seite 10) bemerkt haben. Der Wechfel zum Heben und Senken der Schiffchen
hat eine vereinfachte Einrichtung, welche alle Variationen auf und nieder
geftattet. Das fertige Band wird durch einen Selbftregulator aufgezogen, und
ftellt fich derfelbe für Brofchirfchüffe durch feine Verbindung mit dem Jacquard
von felbft aus und ein.
Am achtgängigen T afft b a n d - S t u h 1 war eine fogenannte Kreislade
(d. i. eine folche mit bogenförmiger Schützenbahn) angebracht, bei welcher
bekanntlich mehr Gänge auf die Stuhlbreite kommen, wie bei Laden mit geraden
Schützenbahnen.
Die Gefchirrbewegung ift nach einem neuen Patent fo eingerichtet, dafs
die Hoch- und lieffchäfte nicht zugleich ihre Stellung zu wechfeln beginnen,
und das hach längere Zeit offen bleibt, wodurch einerfeits eine gröfsere Schonung
der Seidenkette ermöglicht, — und diefs ift befonders bei der jetzt üblichen
Befchwerung der fchwarzen Seide fehr erwünfcht — andererfeits eine vollkom
menere Deckung des Schuftes und in Folge deffen fchöneres Anfehen des Bandes
erzielt werden foll.
Das zusammengehörige Flügelpaar hängt mittelft Schnüren und Drähten
an Armen eines in der Höhe horizontal gelagerten Schaftbaumes, welcher durch
eine Kurbel und Schubftange von der Stuhlwelle aus, und zwar vermitteln:
unrunder Zahnräder eine ungleichmäfsige Schwingung erhält. An den unteren
Schaftleiften hängen Gewichte.
Der fechsgängige, zweifchifflige Stuhl für Schuh-Elaftique von
180 Millimeter Breite hat entfprechend der fchwereren Waare, welche auf dem-
felben erzeugt wird, eine kräftigere Bauart wie Seklenband-Stühle. Es find vier
Ketten vorhanden, welche wiebeimStoffweben auf Rollen aufgebäumt und hinten
in das Stuhlgeftelle eingelegt find. Zwifchen der Oberkette (von feinerer Qualität
Seide oder auch Baumwolle) und der Unterkette (geringerer Qualität) liegt die
* Vergleiche Dr. H. Grothe in der „Allgemeinen deutfchen polytechnifchen Zeitung“,
1873, Seite 390.