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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

404 Gruppe V. Textil- und Bekleidungs-Industrie. 
dieselbe doch noch heute weitaus den grössten Theil der überhaupt in 
den Gewerben thätigen Personen. 
Nächst dieser numerischen Bedeutung ist die Textilindustrie in 
ihren einzelnen Zweigen: der Spinnerei, Weberei, Färberei, Druckerei 
und Appretur in technischer Beziehung von grösstem Interesse. Die 
Spinnmaschinen für Baumwolle, Wolle und Flachs sind die kunstvollsten 
Apparate, die mit Rücksicht auf die Erzeugung immer feinerer und gleich- 
massigerer Fäden, auf mechanische Selbstthätigkeit, auf Verwerthung der 
Abfallstoffe und Vergrösserung des Productionsquantums eifrig vervoll 
kommnet werden; der Webestuhl ist aus dem rohen rahmenförmigen 
Geräth früherer Zeiten zu einer der geistvollst construirten Maschinen 
geworden, welche die Herstellung der complicirtesten Muster ermöglicht 
und die Erzeugung der schwersten und leichtesten Gewebe in grösster 
Breite in exacter Weise mit bedeutender Zeit- und Kostenersparniss 
gegenüber der Handarbeit auf mechanischem Wege bezweckt. Es braucht 
nur an die Jacquardmaschine und ihre zahlreichen Verbesserungen, an 
die mechanischen Webestühle, welche Segeltuche und Spitzen, Teppiche 
und Bänder in gleicher Vollkommenheit anfertigen, an die Stick- und 
Strickmaschinen und zahlreiche andere erinnert zu werden, um die tech 
nische Vollendung, zu der sich die Weberei heraufgearbeitet hat, zu 
erkennen. Die Appretur sucht durch zweckmässige Senge- undScheer- 
maschinen, Walken- und Rauhmaschinen, Satinirmaschinen, Trocken 
maschinen und Pressen den vom Webestuhl kommenden Stoffen ein 
gefälligeres Ansehen oder grössere Haltbarkeit zu geben, während die 
Färberei und der Zeugdruck durch Benutzung der Fortschritte der 
Farbenchemie und gleichfalls mechanische Einrichtungen viel zur 
geschmackvollen Ausführung der Gewebe beitragen. 
In nicht geringerem Maasse ist die künstlerische Seite des Faches 
ausgebildet. Wie fast kein anderes gewerbliches Gebiet eignet sich die 
Weberei durch die Mannigfaltigkeit der angewendeten Rohmaterialien 
und ihre verschiedenen Effecte, durch die Vielheit der ihre Erzeugnisse 
zusammensetzenden Fäden, die in Stärke und Farben ins Unendliche 
verändert werden können, durch die Variationen, welche durch technische 
Hilfsmittel an den Stoffen vorzunehmen sind, zu kunstvollen Ausfüh 
rungen und geschmackvollen Zeichnungen. Es genügt an die wunder 
baren Compositionen der Teppiche *und Möbelstoffe, der Damaste, 
Spitzen, der durch das Druckverfahren hergestellten Stoffe und unzäh 
lige andere Branchen zu erinnern, um die künstlerische Vollendung zu 
kennzeichnen, zu der sich die Producte der Weberei aufschwingen 
können. Dass einem so wichtigen und üprtgeschrittenen gewerblichen 
Gebiete auf jenen modernen Tummelplätzen der Industrie und Kunst, 
den Industrieausstellungen, eine bedeutende Stelle zukommt, ist klar. 
Die Betheiligung der Textilindustrie an denselben betrug 16 bis,20Proc. 
der Zahl der gesammten Aussteller; sie hat in der letzten Weltausstel-
	        
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