407
Einleitung.
erkennbar sind, versandt werden können. Es wachst mit der Unmög
lichkeit dies zu thun und dem Einfluss, den das Muster, besonders in
Zeichnung und Farbe, auf das Aeussere der Stoffe erlangt.
Werfen wir, bevor wir zu der Betheiligung der einzelnen Zweige
der Gewebeindustrie an der Wiener Weltausstellung schreiten, einen
kurzen historischen Rückblick auf die Entwickelung derselben seit der
uns zum Ausgangspunkte dienenden Pariser Industrieausstellung vom
Jahre 1867. . ,
In technischer Beziehung ist in allen Zweigen der Textilindu
strie ein reger Fortschritt bemerkbar gewesen. Wenn auch auf dem
mechanischen Gebiete, durch Erfindung neuer Maschinen keine epoche
machende Erscheinung zuregistriren ist, so ist doch durch Verbesserung
der bestehenden ihre Sicherheit und ihr Leistungsvermögen vielfach
vermehrt worden. Die Anwendung der mechanischen Bewegungskrafte
hat bedeutend an Ausdehnung zugenommen. Die in den letzten Jahren
eingetretene erhebliche Erhöhung der Arbeitslöhne hat ihre Benutzung
in vielen Gegenden und Gebieten zu einer dringenden Notwendigkeit
gemacht. Leider fehlt bei dem Mangel einer Gewerbestatistik das Ma
terial zu genauen statistischen Mittheilungen. Die vorhandenen Anga
ben, welche mit der nöthigen Reserve bei den einzelnen Branchen
angeführt werden, lassen viel an Vollständigkeit und Genauigkeit zu
wünschen übrig und machen den Wunsch nach einer zuverlässigen
Gewerbestatistik zu einem äusserst berechtigten.
War die Herrschaft der mechanischen Spinnerei für Baumwolle,
Wolle und Leinen bereits als eine anerkannte zu betrachten, so hat in
den uns vorliegenden sechs Jahren die Anwendung des mechanischen
Webestuhls in den verschiedenen Zweigen der Textilindustrie ausser
ordentliche Fortschritte gemacht, die sich, begünstigt durch die social-
politischen Verhältnisse, immer weiter ausbreiten und den Handwebe
stuhl mehr und mehr verdrängen werden. Auf dem Gebiete der
Färberei und Druckerei wurden die Erfindungen der Chemie in erfolg
reichster Weise in Ausführung gebracht. Wir haben hier eine der
epochemachendsten Entdeckungen in der durch Gr a ehe und Lieber-
mann entdeckten Darstellung des Farbstoffes des Krapps (Allzarin)
aus Anthracen zu registriren. Dieselbe ist zur Herstellung dieser
unentbehrlichen Farbe bereits vielfach in Anwendung und wird indem
sie zahlreiche bisher zur Cultivirung des Krapp benutzte Landstriche
der Bebauung mit Cerealien freigiebt, für die Zukunft von segensreic fi
steln Einflüsse werden.
In künstlerischer Beziehung darf mit Genugtuung ein leb
hafter Fortschritt gemeldet werden. Den Ton in der Mode giebt zwar
noch heute vielfach Frankreich an, indessen ist eine selbstständige Be
handlung dieser wichtigen Seite der Weberei in anderen Ländern
unverkennbar. Ganz besonders zeichnen sich England und Oesterreich