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Volltext: Maschinenwesen und Transportmittel, Wiener Weltausstellung Heft 8

90 Gruppe XIII. Maschinenwesen u. Transportmittel. 
3. Hobelmaschinen, Feil- und Stossmaschinen. 
Die Firma W. Seilers hatte ein Exemplar ihrer schon seit 1867 
bekannten Hobelmaschine mit schrägliegender Antriebwelle des Tisches 
ausgestellt , bei welcher bekanntlich die Aufstellung der Maschine pa 
rallel zu den Haupttransmissionswellen möglich ist; die Riemengabeln, 
welche sich nicht gleichzeitig, sondern nach einander bewegen, sind in 
jeder Lage gesperrt. 
Dieselbe Firma zeigte eine Stossmaschine, bei welcher die Füh- 
rungscoulissen des Stössels nicht angegossen, sondern selbst vertical 
verstellbar eingerichtet waren, womit die Möglichkeit erreicht ist, den 
Stössel so genau zu führen, als es mit Rücksicht auf die jeweilige Höhe 
irgend geschehen kann, — wiederum ein Schritt näher zu absoluter Ge 
nauigkeit der gelieferten Arbeit. Ueber den Werth der an derselben 
Maschine angewendeten Ausbalancirung des Stösselgewichtes mittelst 
eines Gewichtshebels kann mau jedoch mit Rücksicht auf die vermehrte 
Massenwirkung beim Richtungswechsel zweifelhaft sein. 
Unter den Hobelmaschinen mit horizontal bewegtem Stahl 
(Shapingmaschinen !), Feilmaschinen) enthielt die von der Deutschen 
Werkzeugmaschinenfabrik (Sondermann & Stier) in Chemnitz 
ausgestellte, welche zur Bearbeitung der convexen oder ebenen Schmal 
seiten von Locomotivradspeichen bestimmt war, eine beachtenswerthe 
Neuerung: es konnte die Richtung des Schnittes durch Verstellung 
der Stösselführung um kleine Winkel verändert werden. Vergl.D ing 
ier, Polyt. Journal 1873, erstes Juliheft, S. 5. 
Die Maschinen zum Hobeln der Kanten an Blechtafeln waren in 
einigen grossen Exemplaren vertreten. So hatte die Chemnitzer Werk- 
zeugmaschinenfabrik (Joh. Zimmermann) eine solche Maschine 
für 4 m lange Blechtafeln exponirt, in schöner, kräftiger Gestaltung. 
Die von der Sächsischen Maschinenfabrik ausgestellte Blech 
kantenhobelmaschine war für Blech und Platten bis 5400 mm 
Länge und 250 mm Dicke construirt. Das Bügelstück zur Befestigung 
der Bleche war so eingerichtet, dass alle Spannschrauben mit einer Be- 
wegung gelöst werden können. Gewicht 10 500 Kg. 
Co 11 et & Engelhard in Offenbach a. M., deren Ausstellung 
von tüchtigem und erfolgreichem Streben vielfach Zeugniss gab, hatten 
das Gestell dieser Maschine in solcher Weise abgeändert, dass ein 
Arbeitstück von unbegrenzter Länge eingespannt werden konnte; die 
auf einmal zu bearbeitende Länge betrug 4'25 m; der zur Unter- 
*) Das bisher unübersetzt gebliebene shaping der Engländer, welches 
Einzelne in dem sehr berechtigten Wunsche, den Fremdling heimathlich zu 
gestalten, irriger Weise auf schaben gedeutet haben, ist im Grunde das 
„Bestossen“ der deutschen Schlosserei. Bestossmaschine wäre also 
eine genaue Wiedergabe von shapingmachine, wozu auch die vom Herrn Be 
richterstatter gebrauchte Bezeichnung „Stösselführung“ passt. (Anm. d.Bed.)
	        
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