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Volltext: Musikalische Instrumente, Wiener Weltausstellung Heft 12

Section I. Tasteninstrumente. 
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den, wenn auch der Amerikaner Aaron Merril Peaseley bereits im 
Jahre 1818 von den Vereinigten Staaten ein Patent auf Verfertigung 
von Zungenorgeln erhielt. Die Franzosen nutzten sehr bald die deutsche 
und amerikanische Erfindung aus und erreichten in nicht langer Zeit 
das Supremat in dem erwähnten Zweige, besonders als es einem geschick 
ten Kopfe, L. P. A. Martin in Frankreich, gelungen war, die „Percus 
sion“ einzuführen. Diese besteht bekanntlich in einem Mechanismus, 
welcher bewirkt, dass die in Zungenrahmen unter den Zungen des 
Flötenregisters angebrachten Hämmerchen an die Zungen schlagen, 
sobald die ihnen zugehörigen Tasten niedergedrückt werden. Die Ver 
besserung Martin’s kam namentlich der Fabrik Alexandre’s in Pa 
ris zu statten, welche eine ungeheuere Zahl von Instrumenten jener 
Gattung absetzt. Man legte, sobald nur die geringste Veränderung im 
Bau gemacht wurde, dem Instrument, welches die Namen Physharmo- 
nika, Orgue d’expression, Harmonium, Symphonium, Aeolophon, Sera 
phine, Melodium etc. führte, sogleich eine andere Benennung bei, ohne 
den Charakter auch nur im mindesten verschieden zu gestalten. Die 
höchste Geltung behauptete eine Zeitlang die sogenannte Melodium- 
orgel Alexandre’s, dessen Verdienste weiterhin gewürdigt sind, bis 
J. &P. Schiedmayer in Stuttgart, welche Firma gegenwärtig die 
vollkommensten Instrumente dieser Gattung liefert, alle anderen fremd 
ländische^ und einheimischen Arbeiten hinter sich zurückliess. 
Die Betrachtung der einzelnen Abtheilungen auf der Wiener Welt 
ausstellung ergab, dass im Pianofortebau Deutschland durch 66 Firmen 
vertreten war, welche 35 Flügel, 91 Pianinos und 2 tafelförmige Piano 
fortes geliefert hatten, und Oesterreich durch 48 Firmen sich reprä- 
sentirte mit 84 Flügeln und 12 Pianinos, wozu noch 3 Instrumente aus 
Ungarn kommen. Dagegen hatten Frankreich nur 33, England 12, 
Italien 10, Bussland 10, die Schweiz 8, Spanien 6, Schweden 6, Däne 
mark 5, Amerika 5, Belgien 3 besaitete Clavierinstrumente, Holland 
aber nur eines dieser Gattung gesendet. Ferner waren auf der Aus 
stellung 9 Orgelinstrumente von acht Ausstellern zu finden, von welchen 
5 auf Deutschland, 3 auf Oesterreich und 1 auf Ungarn kommen und 
endlich ist in Bezug auf die Ausstellung von Harmoniums anzuführen, 
dass Deutschland durch sieben Firmen mit 20 Harmoniums, Oesterreich 
durch drei Firmen mit 11, Amerika durch zwei Firmen mit 16, Italien 
durch zwei Firmen mit 4, Frankreich durch eine Firma mit 6 Harmo 
niums, Schweden durch eine Firma mit einem einzigen kleinen Instru 
mente dieser Art vertreten waren. 
Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dass Deutschland 
im Bau von Tasteninstrumenten die reichste Auswahl bot. Bei der 
Beurtheilung derselben zeigte sich aber auch die Güte der Leistungen 
in glänzendem Lichte; zwar blieb die Abwesenheit angesehener Firmen 
für den Pianofortebau, wie Bechstein in Berlin, Scheel in Cassel,
	        
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