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Volltext: Metall-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 15

Section I. Gold- und Silberarbeit, Juwelierarbeit. 245 
Was Italien von Gerätlien und Gefässen aufzuweisen batte, ent 
behrte jedes Interesses und erhob sich nicht über gewöhnlichste Form - 
bildung. 
Dänemark. Auch hier begegnet uns, besonders in den Aus 
stellungen von Christesen in Kopenhagen, dasStreben, durch Anschluss 
an eine längst dahingeschwundene Vergangenheit, durch Wiederauf 
nahme ihrer Formen und Arbeitsweisen die Beform des modernen 
Geschmacksunwesens herbeizuführen. Christesen und H. 0. Dew- 
sen benutzen, wie Castellani, die antiken Vorbilder an Goldschmuck, 
wie sie die Hünengräber uns überliefert haben. In grösseren Arbeiten 
zeigt sich besonders bei Christesen der Einfluss von Thorwaldsen, 
wie wir dies in der Einleitung bereits erwähnt haben. Es muthen 
Einen diese Tafelaufsätze, Schalen etc. ganz anders an als die Monu 
mente en miniature, die wir anderwärts sehen, oder die Iruchtschalen 
tragenden Palmen Englands. Daneben cultiviren sie aufs Eifrigste 
die nationale Technik der Filigranarbeit, sowohl für Schmuck als für 
Geräthe. Aber auch hier wieder, wie in Italien, geht die Werthschätzung 
dieser alten Modelle hier und da etwas über das Ziel hinaus, indem 
sie meint, alles Ueberlieferte für Muster nehmen zu müssen. Immer 
hin ist das Verständnis zu loben, mit welchem man nach Besserem 
sucht, als der weltbeherrschende französische Geschmack uns zu 
bieten hatte. 
Skandinavien. Reihen wir dem kleinen Dänemark seinen gros- 
sen Nachbarstaat an, weil sich in ihm ganz das Gleiche zeigt. Nur fin 
det J. To strup in Christiania in dem Filigranschmuck, der sich auch 
hier vorzugsweise unter der ländlichen Bevölkerung lebendig erhalten 
hat, genügendes Material, um denselben in verfeinerter und in dei 
Zeichnung verbesserter Weise der modernen Welt darzubieten. Es 
dürften sich manche andere Staaten die Lehre daraus ziehen, wie 
brauchbar für eine Kunstindustrie die Arbeiten werden können, welche 
von alter Zeit her sich noch ein gewisses nationales Gepräge erhalten 
haben, weil ihre Anfertigung von den Fluctuationen der Geschmacks 
richtung draussen in der grossen Welt nicht berührt worden ist. 
Holland und seine Colonien. Wir können nicht umhin, an 
dieser Stelle unserem Bedauern Ausdruck zu geben, dass man vieler 
orts mit dem so überaus kostbaren Platz im Industriepalast unver 
antwortlich verschwenderisch umgegangen ist, wie z. B. in der hollän 
dischen Abtheilung. Welche Berechtigung, fragen wir, haben feine 
Tafelliqueure und Stearin, im Hauptgebäude einer Weltausstellung, wo 
Hunderte von Ausstellern ihr Plätzchen in raffinirtester Weise aus 
nutzen mussten, um ihre Waaren nur unterzubringen, einen solchen,
	        
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