Die Yerwerthung der Sodariickstände,
(Regeneration des Schwefels und Darstellung von
unterschwefligsaurem Natrium).
Von Dr. Ferd. Tiemann,
Assistenten am Berliner Universitätslaboratorium.
Seit länger als fünfzig Jahren liefert Leblanc’s Sodaprocess fast
ausschliesslich die enormen Massen von Soda, welche alljährlich in
allen civilisirten Ländern der Erde zu den verschiedensten Zwecken
verbraucht werden.
Dieser Process, ausgezeichnet wie er ist — denn die lebhaften Be
strebungen einer grossen Anzahl von praktischen Chemikern sind
während mehr als einem halben Jahrhundert nicht im Stande gewesen,
ihn durch ein einfacheres und besseres Verfahren zu ersetzen dieser
Process, welcher voraussichtlich auch in der Zukunft noch neben einem
anderen jetzt in allgemeinere Aufnahme kommenden Verfahren, dem
Ammoniaksodaprocess, seinen tlatz behaupten wird, ist gleichwohl mit
einem wesentlichen Uebelstande behaftet, welcher, wenn auch schon
früh bemerkt, doch immer mehr und mehr in die Augen trat, je länger
der Process selbst angewandt wurde.
Die Darstellung von Soda aus dem Kochsalz beruht bekanntlich
erstens auf der Umbildung dieses Salzes mittelst Schwefelsäure unter
Entwickelung von Salzsäure zu Natriumsulfat und zweitens auf dei Ver
wandlung der letzteren Verbindung, durch Glühen mit Kohle und
Calciumcarbonat, in Natriumcarbonat. In der zweiten Phase des Pro-
cesses resultirt als zweites Hauptumbildungsproduct Calciumsulfid im
Verhältniss zu der gebildeten Soda.
Das stets im Ueberschuss vorhandene Calciumcarbonat wird theil-
weise inAetzkalk verwandelt, unverbrannte Kohle, Aschenbestandtheile
der Kohle und Flugstaub von der Feuerung, d. h. Sand, Silicate etc.,
mischen sich der Schmelze bei. Diese enthält, da die Reduction des
Natriumsulfats zu Natriumsulfid und die Umsetzung des letzteren mit