Die Verwerthung der Sodariickstände etc. 471
säuren des Schwefels werden in Salze höherer Sauerstoffsäuren 'über
geführt, und als hauptsächliches Endproduct aller dieser Umwandlungen
resultirt — Gyps, welcher, obschon weit schwieriger löslich als die
Verbindungen, aus denen er entstanden ist, sich gleichwohl nur zum
Theil ahscheidet, zum Theil aber in dem Wasser gelöst bleibt. An
Gyps reiche Wasser sind ihrer beträchtlichen Härte wegen wiederum
zu vielen technischen Zwecken nicht mehr zu verwenden.
Aus den angeführten Thatsachen erhellt, dass jede Aufspeicherung
von Sodarückständen eine Verunreinigung der Atmosphäre und des
Wassers der Nachbarschaft zur Folge haben muss.
Die dadurch herbeigeführten Uehelstände würden sich überall
schon in kurzer Zeit bis zur Unerträglichkeit gesteigert haben, wenn
nicht, Dank den eingetretenen Umsetzungen, die Rückstände an der
Oberfläche rasch erhärteten und somit in einen für Wasser und bis
zu einem gewissen Grade auch für Luft undurchdringlichen Mantel
gehüllt würden. Dieser Umstand verlangsamt die früher beschriebenen
Zersetzungen bedeutend und mildert dadurch die bereits angedeuteten,
damit verbundenen Missstände; aber er ist durchaus nicht im Stande,
dieselben vollständig zu beseitigen.
Seitdem der Einfluss der Beschaffenheit von Boden, Luft und
Wasser auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung auf das Unzwei
deutigste nachgewiesen worden ist, seitdem man gelernt hat, in die
Berechnung der nationalen Wohlfahrt, und des nationalen Reichthiims
als wichtigsten Factor das Lehen und die Lebensdauer des einzelnen
Individuums einzusetzen, lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit und be
sonders die Aufmerksamkeit der Sanitätsbehörden sich mit Recht stets
von Neuem allen Verhältnissen zu, welche eine Beeinträchtigung des
Bodens, des Wassers oder der Atmosphäre bedingen können.
Auch die nachtheiligen Folgen der Aufspeicherung grösserer Mengen
von Sodarückständen verdienen in dieser Beziehung die vollste Beach
tung ; sie haben diese bisher wohl nur deshalb nicht genügend ge
funden , weil die der chemischen Grossindustrie dienenden F abriken
lange Zeit auch andere mehr in die Augen fallende Uehelstände (Ent
wickelung von schwefliger Säure und Salzsäure, Verunreinigung der
benachbarten Bäche durch saure Manganhrühen etc.) mit sich brachten.
Vereinzelte Versuche, Abhilfe für die durch Ansammlung der
Sodarückstände entstehenden Missstände zu schaffen, sind indessen
schon frühzeitig und auch später des Oefteren gemacht worden. Man
hat sich bemüht, entweder die Bildung der Rückstände hei dem Soda-
process überhaupt zu vermeiden, oder denselben als solchen geeignete
Verwendungen zu verschaffen, oder endlich aus denselben nützliche
Fabrikationsproducte darzustellen.
Die hauptsächlichsten der zu verschiedenen Zeiten zu den ange
gebenen Zwecken gemachten Vorschläge sollen hier in dei soeben ge-