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Gruppe III. Chemische Industrie.
nur lassen sie auf die gelben Schwefellaugen, bevor sie diese mit Soda
umsetzen, in einem Cokethurme Luft einwirken f damit die vorhandenen
Polysulfide zerstört und möglichst in Hyposulfite übergeführt werden. Zur
Gewinnung von Schwefel oder von Schwefelmetallen werden die unoxy-
dirten Schwefellaugen mit saurer Manganbrühe, dem Nebenproducte der
Chlorkalkfabrikation, vermischt; esresultiren dabei, je nach den Verhält
nissen. in welchen man beide Flüssigkeiten zusammenbringt, Fällungen
von Schwefel, von Schwefel und Schwefeleisen oder endlich von Schwefel,
Schwefeleisen und Schwefelmangan. Die einen oder anderen Nieder
schläge werden getrocknet und schliesslich in Kiesöfen abgeröstet, um
den darin enthaltenen Schwefel in schweflige Säure überzuführen.
Auf ein ähnliches Verfahren zur Darstellung von Schwefel aus
den Sodarückständen hat J. L. Juliion 1 ) 1861 ein Patent genommen,
nur wendet derselbe als Fällungsmittel an Stelle der sauren Mangan
brühe verdünnte Salzsäure an.
Auch Noble 2 ) benutzt die bei dem Auslaugen der oxydirten
Rückstände resultirende gelbe Lösung zur Darstellung von Schwefel
und unterschwefligsaurem Natrium. Noble lässt die Lauge zu diesem
Zwecke in einem Cokethurm einem Strome aufsteigender schwefliger
Säure entgegenfliessen, wodurch Schwefel gefällt und unterschweflig
saures Calcium gebildet wird, welches letztere durch Abdampfen der
von dem Schwefelniederschlage getrennten Flüssigkeit krystallisirt er
halten werden kann. Durch Umsetzung mit Soda wird unterschweflig
saures Natrium gewonnen. Will man nur Schwefel darstellen, so wird
die Lösung des unreinen Calciumhyposulfits mit gelber, — also nicht
mit schwefliger Säure behandelter Lauge vermischt und aus dem Ge
mische durch Salzsäure Schwefel gefällt.
P. Ward3) hat vorgeschlagen durch Glühen der Sodarückstände
mit rohem Natriumsulfat eine lösliche Doppelverbindung von Calcium-
und Natriumsulfid darzustellen, welche, wie er meint, in vielen Fällen
die reine Soda ersetzen könne.
Von den angeführten Verfahren haben sich nur die zur Darstel
lung von unterschwefligsaurem Natrium bewährt; alle übrigen sind
A orschläge geblieben und über das Versuchsstadium nicht hinaus-
gekommen.
Da das unterschwefligsaure Natrium aber im Verhältniss zur
Soda eine nur beschränkte Anwendung findet, so musste man von
vornherein die Hoffnung aufgeben, durch Fabrikation desselben sich der
Sodarückstände vollständig zu entledigen. Dieses war nur dann mög
lich, wenn es gelang, den Schwefel aus den Rückständen als solchen
wiederzugewinnen.
!) Mond, Dingl. pol. J. CXCX, 374. 3) Noble, Wagn . Jahresber-
1862, 201; Rep. of Pat. Invent. May 4862, 413. 3) Ward, Pol. Centralbl.
1863, 1449.