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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

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W o1fram. 
Von Dr. JlÜ. Philipp, 
Docenten an der Gewerbeakademie in Berlin. 
Ernstliche Versuche, das den Chemikern schon lange bekannte 
Wolfram für die Technik nutzbar zu machen, sind erst in den letzten 
zwanzig Jahren gemacht worden. Nicht die Seltenheit des Vorkommens 
ist die Ursache der langen Vernachlässigung; wolframhaltige Minera 
lien, insbesondere das eigentliche „Wolfram“, finden sich in England, 
Böhmen, Sachsen, im Harz, in Frankreich, Schweden, Südamerika u. s. w. 
in einigen Gegenden, wie bei Zinnwald im Erzgebirge in bedeutenden 
Massen, die lange Zeit als taubes Gestein auf die Halde gestürzt win 
den, oder höchstens eine Verwendung als Pflastermaterial beim Sti assen 
bau fanden. Es scheint, als ob die Industrie sich nicht an einen 
Körper wagte, der der Wissenschaft noch manches Räthsel aufzulösen 
gab. Erst als durch die Arbeiten von Berzelius, Wöhler, Lauient, 
Marguerite und in neuerer Zeit durch Itiche, Bernoulli, Scheib- 
ler, Marignac, Boscoe, Zettnow und Andere die eigenthümlichen 
Verbindungsverhältnisse des Wolframmetalls festgestellt waren, als an 
dererseits der immer mächtigere Aufschwung der Industrie, die in nie 
geahntem Umfange auftretende Concurrenz zur Ermittelung neuer 
Hilfsquellen für die Fabrikation billigerer, besserer oder neuer Artikel 
anspornte, wurde man (einige frühere unbedeutende und verfehlte 
Versuche abgerechnet) auf die eigenthümlichen Eigenschaften des 
Wolframs und seiner Verbindungen aufmerksam und machte grosse An 
strengungen zur Verwerthung derselben. Durch die Fortschritte dei 
Wissenschaft war es jetzt möglich geworden, die Wolfram Verbindungen 
im wohl charakterisirten Zustande darzustellen, überhaupt die Wolfram 
industrie auf rationeller Basis zu begründen. Oxland gab im Jahre 
1848 ein Verfahren an, das wolframsaure Natrium, jenes Salz, welches 
für die Darstellung der meisten Wolframpräparate als Grundlage dient, 
im Grossen darzustellen; er schmolz das gepulverte Wolframerz mit 
Soda unter Hinzufügung von etwas Salpeter auf der Sohle eines Flamm-
	        
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