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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Potasche. 
1. aus der Rübenmelassenkohle (Schlempekohle), 
2. aus dem Schafschweiss der Wollwäschereien, 
3. aus schwefelsaurem Kalium oder allgemeiner aus den 
kalihaltigen Abraumsalzen des Stassfurter Steinsalzlagers 
dargestellt. 
Die Fabrikation von Potasche aus Schlempekohle ist von den 
genannten Verfahren das älteste; sie hat ihren Ursprung im nördlichen 
Frankreich, diesem durch eine ausserordentlich entwickelte Rüben- 
cultur und Rübenzuckerfabrikation ausgezeichneten Districte. Robert 
de Massy in Rocourt dürfte unter denjenigen, welche diesen Industrie 
zweig aufnahmen, einer der ersten gewesen sein. Die nach und nach 
zu einer grossen Vollkommenheit ausgebildete Fabrikationsmethode ist 
in dem Bericht*) über den chemischen Theil der Londoner Ausstellung 
von 1862 von F. Kuhlmann in Lille, diesem ausgezeichneten Gelehr 
ten und unternehmenden Industriellen, ausführlich beschrieben worden. 
Die Grundzüge des Verfahrens sind die folgenden: 
Die Schlempekohle, eine schwarze, poröse Masse, welche im grossen 
Durchschnitt aus 
Kohlensaurem Kalium ... 30 bis 35 p. C. 
Kohlensaurem Natrium ... 18 „ 20 „ 
Chlorkalium 18 „ 22 „ 
Schwefelsaurem Kalium . . • 6 „ 8 „ 
Unlöslichen Substanzen etc. . 28 „ 15 „ 
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besteht, wird einer systematischen Auslaugung mit heissem Wasser 
unterworfen. Die erhaltenen Laugen von 30 bis 35° B. scheiden bei 
fractionirter Verdunstung direct, d. h. schon während des Eindampfens 
im ersten Stadium, schwefelsaures Kalium, im zweiten kohlensaures 
Natrium aus. Bei dem Abkühlen der bis zu einem gewissen Grade 
eingedampften, vom ausgeschiedenen Kaliumsulfat getrennten Laugen 
krystallisirt zunächst Chlorkalium, welchem 10 bis 12 p. C. schwefe - 
saures Kalium beigemischt sind; aus der zur Gewinnung von Soda 
noch weiter concentrirten Lauge scheidet sich nach dem Ausschopfen 
der Soda im Krystallisirbehälter, sobald die Temperatur genügend 
gesunken ist, ein Salzgemisch ab, welches vorwiegend aus kohlen- 
'saurem Kalium und kohlensaurem Natrium, neben geringen Mengen 
von Chlorkalium und schwefelsaurem Kalium, besteht. Dies letztere 
Salz wird in den von der Schlempeauslaugung kommenden ersten Lau 
gen wiederum gelöst und macht den Process der Salztrennung aufs 
Neue mit durch. 
i) A. W. Hof mann, Reports by the Juries 55.
	        
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