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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Fortschritte in d. Ausnutzung d. Mutterlaugen in d. Salzgärten. 411 
Ausstellung giebt die Geschichte der ersten Versuche und anfänglichen 
Fabrikationsmethoden, sowie das Verfahi’en des Hrn. H. Merle, welches 
den Namen der methode ä vingt-huit degres führt. Wir wollen die 
selbe hier nochmals kurz zusammenfassen. 
Das Wasser bleibt auf den Salzböden, bis es die Concentration 
von 28° B. angenommen hat. Es wird darauf während der Salinen 
campagne in grossen Reservoirs auf bewahrt. Von dort führt man es 
in Carre’sche Eisapparate über, wo es einer Kälte von 18° ausgesetzt 
wird. Bei dieser Temperatur setzt die Flüssigkeit schwefelsaures Na 
trium ab, welches durch doppelte Zersetzung aus dem schwefelsauren 
Magnesium und Chlornatrium entstanden ist. Hierauf concentrirt man 
die Mutterlauge in Abdampfkesseln über freiem Feuer bis zu 36° B. 
Während dieser Concentration setzt sich Kochsalz im Zustande der 
feinsten Vertheilung ab. Beim Austritt aus den Abdampfkesseln lässt 
man die Lauge erkalten, wodurch die Ausscheidung eines Doppelsalzes 
von Chlorkalium und Chlormagnesium veranlasst wird. Durch Waschen 
mit kaltem Wasser spaltet sich dieses Salz in Chlormagnesium, welches 
sich auflöst, und Chlorkalium, welches im festen Zustande zurückbleibt 
und durch Centrifugen von der Mutterlauge befreit wird. 
Diese Methode hatte einen doppelten Vortheil. Die Substanz, von 
welcher man ausgeht, eine Lauge von 28° B., ist in allen Salinen reich 
lich vorhanden. Ausserdem ging die Arbeit regelmässig und ausgiebig 
von Statten, denn die Möglichkeit, vermittelst des Car re’sehen Apparates 
die richtige Abkühlung zu erlangen, gestattete bei dem stets vorhandenen 
Ueberschuss von Kochsalz die Abscheidung fast der ganzen Menge 
schwefelsaureu Natriums, welches sich bilden kann. Allerdings erfor 
derte die Concentration in Abdampfkesseln eine bedeutende Menge 
Brennmaterial, aber dieser Kostenaufwand wurde durch den Werth der 
Producte mehr als gedeckt. Vor zehn Jahren belief sich der Preis des 
Chlorkaliums auf 60 Frcs. pr. 100 Kg und die Ausbeutung der Mutter 
lauge fand unter günstigen Bedingungen statt. Es fehlte wenig, und 
die Entdeckung der Stassfurter Salzlager hätte diese Industrie für 
immer zu Grunde gerichtet, da mit einem Male der Preis des Chlor 
kaliums auf 25 Frcs. herabsank. Aber die Begründer der neuen Indu 
strie Hessen sich nicht entmuthigen; sie verdoppelten ihre Anstrengungen 
und gelangten dahin, die Concurrenz zu ertragen, indem sie in die 
früheren Methoden verschiedene Verbesserungen einführten, die wir 
jetzt zu beschreiben haben. 
Methode zu Giraud: Seit zwei Jahren wendet man auf der 
Saline zu Giraud in La Camargue ein neues Verfahren an, welches 
in glücklicher Form die früheren Methoden von Hrn. Balard und von 
Hru. Merle vereinigt. Der letzteren entlehnt sie das Princip der 
künstlichen Abkühlung, der ersteren die freiwillige Verdunstung bis
	        
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