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Gruppe III. Chemische Industrie.
zu einer Concentration von 35°. Zur Gewinnung des schwefelsauren
Natriums und Chlorkaliums aus der Mutterlauge verfährt Hr. Merle
heute in Giraud wie folgt:
Das Wasser hleibt auf dem natürlichen Boden nur, bis das Araeo-
meter 27° anzeigt. Um Verluste durch Einsickern der Flüssigkeit zu
vermeiden, lässt man alsdann das Wasser zunächst in Behälter abflies-
sen, deren Boden festgestampft ist, und endlich auf cementirte Salz
böden. Es stehen 50 Ha gestampfter und 15 Ha cementirter Boden
zur Verfügung. Zwischen 32'5° und 35° setzt die Mutterlauge wäh
rend des Sommers ein Gemenge von schwefelsaurem Magnesium und
Kochsalz ab, welches man gemischtes Salz (sei mixte) nennt. Am
Ende der Campagne wird letzteres in die Lagerhäuser abgeführt. Die
nunmehr 35° zeigende Mutterlauge lässt man in mehrere grosse cemen
tirte Behälter von je 25 000 cbm Inhalt einfliessen. Je nach Bedürfniss
verwendet man nun das gemischte Salz zur Darstellung von schwefel
saurem Natrium, während man die Mutterlauge auf Chlorkalium ver
arbeitet.
Fabrikation des schwefelsauren Natriums. Das gemischte
Salz wird in Wasser gelöst und die Lösung auf — 3° oder — 4° in
Carre’schen Apparaten abgekühlt. Bei dieser Temperatur ist die
Fällung des Natriumsulfats nahezu vollständig. Zwei Carre’scbe
Maschinen, welche jede in der Stunde das Kälteäquivalent von 500 Kg
Eis hervorbringen, reichen hin, um in 24 Stunden 25 bis 30 Tonnen
schwefelsauren Natriums (Hydrat) zu liefern.
Der Gang des Apparats ist continuirlich; die Lösung des gemischten
Salzes fliesst an der einen Seite zu, wird bei der Berührung mit den
Röhren der Carre’schen Maschine, um die sie methodisch herum-
fliesst, von der Kälte getroffen und tritt endlich am anderen Ende
des Apparats, ihres Natriumsulfats beraubt, wieder aus, um entfernt
zu werden, nachdem sie ihre niedrige Temperatur an neue Mengen
Lösung abgegeben hat, welche in den Apparat eintreten.
Das schwefelsaure Natrium, welches durch die Kälte gefällt worden
ist, wird in dem Maasse als es sich ausgeschieden hat durch eine Schau
fel entfernt und in grosse Gefässe von Eisenblech geschoben, welche
etwa 5 m Höhe haben. Hier unterwirft man es einem systematischen
Waschprocess, indem man tropfenweise reines Wasser darauf fallen
lässt, welches die Mutterlauge hinwegnimmt. So wird es von ausser
ordentlicher Reinheit erhalten. Die ganze Arbeit wird durch Maschinen
besorgt, so dass die zur Verwendung kommende Menschenkraft auf ein
Minimum reducirt ist.
Fabrikation des Chlorkaliums. Die Lauge von 35°, welche
in den cementii’ten Reservoirs auf bewahrt wird, bleibt dort, bis unter