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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Zum Waschen wendet man in den meisten Fabriken die Kluse- 
mann’sche Maschine an, welche die übrigen Wäschen mehr und mehr 
verdrängt hat. Zum Waschen der Kohle ist der aus den Verdampf 
apparaten stammende ohne Wasserzusatz condensirte Saftdampf, das 
sogenannte Brüdenwasser, zuerst von Stammer 1 ) empfohlen und an 
gewendet worden. Eissfeld 2 ) hat dann diese Anwendung wesentlich 
dahin vervollkommnet, dass er der eigentlichen Wäsche ein Auskochen 
mit diesem ammoniakhaltigen Wasser folgen liess und dazu einen eige 
nen, jetzt viel verbreiteten Apparat construirte. 
Mehl fach ist auch die Behandlung der Knochenkohle mit Soda 
lauge, welche man schon früher zum Entgypsen anwendete, als haupt 
sächlichstes Wiederbelebungsmittel benutzt worden. Wenngleich sie 
noch vielfach als Hilfsmittel gebraucht wird, hat doch eine weiter aus 
gedehnte Verwerthung derselben nicht stattgefunden. 
Zum Glühen der gewaschenen, gedämpften und möglichst trocknen 
Kohle findet man in deutschen Fabriken am meisten den in mehrfacher 
Weise verbesserten Schatten’schen Ofen in Gebrauch. Der Haupt 
fehler desselben, der mangelhafte Abzug der Glühproducte, hat eine 
durchgreifende Abhilfe noch nicht gefunden. Dagegen hat man sich 
mit Erfolg bestrebt, die Entleerung der geglühten und wieder abge 
kühlten Kohle zu einer ununterbrochenen, vom Willen der Arbeiter 
unabhängigen zu machen und einem Mechanismus zu übertragen. Nur 
zwei solcher Einrichtungen sind durch vielfache Ausführung in die 
grosse Praxis übergegangen: in Deutschland die mechanische Entlee 
rung der Kühlröhren von Langen und in Frankreich und Belgien der 
Ofen von Ruelle. Ausserdem werden in einigen englischen Fabriken 
mechanische oder Retortenglühöfen benutzt. 
Der Langen’sehe Ofen 3 ) entspricht von allen dem Zwecke am 
besten, indem er ohne Beihilfe die Knochenkohle in fast ununterbroche 
ner Weise und mit geringer regulirbarer Geschwindigkeit auslaufen lässt. 
Seiner grossen Beliebtheit und in mancher Beziehung sehr ratio 
nellen Construction wegen ist hier noch der in französischen Fabriken 
viel gebrauchte Ofen vonBlaize 4 ) zu nennen, welcher jedoch nicht mit 
selbstthätiger Entleerung versehen ist. 
Nach diesen Andeutungen über die Fortschritte, welche Anwen 
dung und Wiederbelebung der Knochenkohle erfahren haben, gehen 
wit zu dem letzten Theil der Arbeiten über, welchen der gereinigte 
Rübensaft unterworfen wird, nämlich dem Kochen und der Fertigstellung 
des Endproductes. 
*) Stammer, Zeitschr. 1864, 634. 2 ) Bissfeld, Zeitschr. 1870, 663; 
Dingl pol. J. CCVI, 405; Ueber das Verfahren berichtete auch Boden 
bender, Zeitschr. 1872, 233. s ) Dingl. pol. J. CLXXXII, 459 (mit Ab 
bildungen). <) Blaize, Zeitschr. 1864, 719.
	        
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